Erkrath: Die Rewe-Group erklärt das Hertie-Haus zur Chefsache

Wenn die Verhandlungen zwischen Investor und Eigentümer scheitern, kauft der Lebensmittelhändler das Gebäude.

Erkrath. Kopfschüttelnd steht ein Mann vor dem Schild im Schaufenster der ehemaligen Hertie-Filiale an der Bongardstraße. Grund für sein Unverständnis ist der Text: "Diese Filiale ist ab 5.März geschlossen. Die nächste Filiale in Ihrer Nähe: Hilden."

Tatsächlich scheint die Zeit seit über einem halben Jahr stehen geblieben zu sein. Verändert hat sich in den vergangenen Wochen lediglich die Haltung der Papierbahnen, die das Innere des ehemaliges Kaufhauses gegen neugierige Blicke von außen abschirmen sollen: Einige haben sich gelöst. Dadurch bieten sich Einblicke, die lediglich zeigen, dass nichts passiert.

Kein dm-Markt plant derzeit den Umzug von der Bahn-an die Bongardstraße, keine C&A-Filiale steht vor der Eröffnung. Es tut sich nichts, weil die Eigentumsverhältnisse nach der Hertie-Pleite immer noch nicht geklärt sind.

Eigentlich wollte die Virkus Projekt GmbH aus Düsseldorf Mitte Juli das Hertie-Gebäude kaufen. Das Geschäft platzte in letzter Minute. "Der Verkäufer hat sich anders positioniert", sagt Birgit Virkus schlicht.

Nach WZ-Informationen wollte Eigentümer Dawnay Day plötzlich mehr Geld haben als zunächst abgesprochen. Da stieg Virkus aus. Aktuell ist die Hahn Gruppe aus Bergisch Gladbach am Erwerb des Gebäudes interessiert. Bis Dienstag hat das Unternehmen Zeit, das Geld zusammenzubringen.

Sollte auch dieses Vorhaben scheitern, geht die Rewe-Group unter die Immobilienmakler. Deren Sprecher Andreas Krämer bestätigte am Freitag, dass der Konzern mit dem Kerngeschäft Lebensmittel das Hertie-Haus kauft, wenn Hahn doch nicht wie geplant zum Zuge kommen sollte. Auf diese Weise will Rewe verhindern, durch ein anderen Investor als Mieter des aktuell 1.300 Quadratmeter großen Ladenlokals vor die Türe gesetzt zu werden.

Rewe würde allerdings nicht Eigentümer bleiben wollen, sondern zügig nach einem Käufer suchen. "Wir handeln mit Lebensmitteln und nicht mit Steinen", sagt Krämer, der jedoch davon ausgeht, dass die Hahn Gruppe kauft und Plan B nicht greifen muss.

Bedeuten würde dies die Umsetzung eines Konzeptes, das deckungsgleich mit dem von Virkus ist: Rewe würde seine Geschäftsfläche auf über 2.000 Quadratmeter ausdehnen, um "das Angebot deutlich vergrößern zu können", so Krämer. Die Restfläche des Gebäudes sollen Geschäfte wie eben dm oder C&A mieten. Krämer: "Bis Sommer 2010 soll alles fertig sein."

Darauf hoffen nicht nur die Bürger von Alt-Erkrath. Auch eine einzelne Geschäftsfrau ist sehr an einer Änderung des aktuellen Dornröschenschlafes interessiert: "Es ist wichtig, dass hier etwas passiert", sagt Barbara Schwarze, Inhaberin der Bavier-Apotheke, die dort sei über 20 Jahren ansässig ist.

Ihr Geschäft ist das letzte Lebenszeichen im östlichen Bereich des Gebäudes. Links und rechts davon gehen die Papierbahnen in den Fenstern zu Boden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort