Ehrengäste beim Neujahrsempfang der CDU: „Keine Politik von der Kanzel“

Beim Neujahrsempfang der CDU sprach Präses Nikolaus Schneider über Staat und Kirche.

Mettmann. Die Gesten sind ausholend. Der Ton seiner Stimme auf angenehme Weise verbindlich. Sein Thema eine Herausforderung: Vor rund 110 Gästen im Best Western Hotel spricht der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschland, Präses Nikolaus Schneider, über das Verhältnis von Glauben und Politik. Politik in der Kanzel, macht er auf dem Neujahrsempfang der CDU klar, sei eine Gratwanderung. Sein Credo: „Bitte keine Parteipolitik.“

„Was im Großen gilt, gilt auch im Kleinen“, hatte eingangs der Veranstaltung Stadtverbandsvorsitzender Christian Caspar gesagt — und blickte auf Fukushima 2011 und die Schuldenkrise. Von den europäischen Staaten forderte er, mehr das gute, alte Familienvater-Prinzip zu wahren: Nur das auszugeben, was man auch hat. Auf Mettmann und seine Haushaltslage übertrug er diesen Satz aber nicht. Antworten auf lokale Fragen, sagte er, gebe es auf dem „Politischen Aschermittwoch“ der Union am 22. Februar.

Doch ganz ohne Lokales blieb der Abend dann doch nicht. Caspar konnte vier Mitglieder ehren, die jeweils 50 Jahre der Partei angehören. Allen voran: Ehrenbürgermeisterin Ingrid Siebeke. Sie erinnerte sich an den Tag, als sie der Partei beigetreten war. „Ich ging abends in eine Gastwirtschaft in Metzkausen.“

Den Antrag hatte sie eine Zeit vorher gestellt, den Mitgliedsausweis sollte sie da kriegen. „Hallo, Frollein“, habe man sie begrüßt. „Der Empfang war nicht allzu freundlich.“ Dennoch sei es mit der Partei ja noch was geworden. Sie freue sich immer über die schönen Einladungen. „Ich habe dann schöne Plätze, sitze neben dem Landrat und anderen Prominenten. Danke.“ Ebenfalls ein halbes Jahrhundert mit CDU-Parteibuch weisen Ernst-August Kortenhaus, Siegfried Dosin und Klaus Hausmann vor.

Präses Nikolaus Schneiders hörenswerter Vortrag war vor allem eine historisch-theologische Einordnung über das Spannungsfeld Staat und Kirche — zurückreichend bis ins dritte Jahrhundert. Auch die Rolle der Kirchen zu Zeiten des Nationalsozialismus sparte er nicht aus („Keine Heldentat“). Die Bibel, betonte er, enthalte kein politisches Programm. Die Denkschriften, die die Evangelische Kirche heute veröffentliche, sollten als solche auch in der Politik verstanden werden. „Man soll nachdenken.“

Und direkt an die Politiker im Saal gewandt fügte er hinzu: „Raten und begleiten, aber entscheiden müssen Sie selber.“ Das Neue Testament sei kein Navigationsgerät, könne aber ein Kompass sein. Denn ein Navi müssten die Politiker erst programmieren. Schneider: „Und davor habe ich Respekt.“

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