Ehrenamtler fordert Stabstelle für Asylbewerber

Die Wohnsituation ist angespannt, sagt ein Betreuer während einer Diskussionsrunde des Bürgerforums.

Ehrenamtler fordert Stabstelle für Asylbewerber
Foto: Dietrich Janicki

Auch in Mettmann fehlt es an Wohnraum für Flüchtlinge. Hans-Jürgen Wagner, der seit einem Jahr in der Flüchtlingshilfe in Mettmann aktiv ist, berichtete in der Sitzung des Bürgerforums von seinen Erlebnissen. Ein- bis dreimal pro Woche besucht er die Unterkunft an der Kleberstraße, obwohl er voll berufstätig ist.

Dort werde er mit vielen Fragen konfrontiert, die er so gut es geht zu klären versuche. Es geht um Behördengänge, Arztsuche, Deutschkurse und Konflikte. In einem Fall seien Männer aus sechs Nationen auf engstem Raum zusammengepfercht. Wenn die Muslime fünfmal am Tag beten wollen, gehen die anderen so lange aus dem Raum. Es gibt Spannungen. Auch innerhalb einer Religion sind sich verschiedene Strömungen und Volksgruppen oft nicht grün. „Aber die Muslime sollten ihren Glauben leben“, findet Wagner.

Die Wohnsituation sei angespannt, aus der Politik komme viel zu wenig Unterstützung, so Wagner weiter. Das treffe auf alle Fraktionen zu. Es sei nötig, dass auch private Immobilienbesitzer Wohnungen zur Verfügung stellen. Doch das sei oft unrealistisch, weil der Mietpreis für Sozialleistungsempfänger gesetzlich auf maximal 5,40 Euro pro Quadratmeter festgesetzt sei. Im Bürgerforum kam man zu dem Schluss, dass in der Stadtverwaltung eine Stabsstelle geschaffen werden müsse, wo alle Fäden in Flüchtlingsfragen zusammenlaufen. Der Beauftragte könne dann auch Mieter und Vermieter zusammenbringen.

Das Bürgerforum will zusammen mit anderen Vereinen einen offenen Brief an die Fraktionen aufsetzen, um eine solche Stabsstelle zu fordern. „Wir müssen der Politik Druck machen“, so die kommissarische Vorsitzende Ilona Bungert-Dellit. Problematisch sei auch der Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen. Sie bräuchten eigentlich psychologische Hilfe, werden aber zu Allgemeinärzten geschickt. Und dann ist da noch die Sprachbarriere.

Gerade Flüchtlinge vom Balkan hätten oft schlechte Schulbildung. Ihre Kinder unterliegen der deutschen Schulpflicht, doch niemand sagt ihnen, in welche Schule sie gehen sollen. Wenn Sachbearbeiter auf die „freie Schulwahl“ verwiesen, gehe das an den realen Bedürfnissen vorbei.

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