Dreiste Diebesbanden setzen dem Handel zu

Die Zahl der Ladendiebstähle sinkt. Doch die Täter werden skrupelloser und organisierter.

Dreiste Diebesbanden setzen dem Handel zu
Foto: Matzerath

Kreis Mettmann. In den Polizei-Statistiken sinken landesweit beim Ladendiebstahl die Fallzahlen. Die Einzelhändler in der Region machen jedoch andere Beobachtungen: „Dieser Trend ist in unseren Läden leider nicht erkennbar“, sagt Heinz Hövener, Betreiber von fünf Edeka-Frischemärkten in der Region. Auch der Eigentümer einer Mettmanner Parfümerie weiß viele Geschichten zu berichten: Vor zwei Jahren habe er Ladendiebe verfolgt, die in seinem Geschäft etwas eingesteckt hatten. Sie kehrten nach ihrem Diebeszug in eine Spielhalle ein. Der Kaufmann rief die Polizei. Die nahm mit vier Verdächtigen gleich eine ganze Bande fest. Ein Glücksgriff - im wahrsten Sinne des Wortes.

Denn die Ware „stecken die ein, ruckzuck, dann ist das schon in der Tasche“, berichtet der Mettmanner Kaufmann, der seinen Namen nicht genannt wissen will. Häufig fällt die Tat erst dann auf, wenn im Regal eine Packung fehlt. Und so ist im Kampf gegen die Langfinger jeder Geschäftsbetreiber ein sprichwörtlicher „Einzel“-Händler. Verstärkte Sicherungsmaßnahmen wie Videoüberwachung, Alarmsysteme, Warensicherung und Ladendetektive führen zwar zu mehr Aufgriffen. Sie bedeuten aber auch erhebliche Investitionen. Das Kölner Handelsforschungsinstitut spricht von 1,3 Milliarden Euro jährlich. „Video-Überwachung ist inzwischen im Einzelhandel Standard, sie hilft auch in Stoßzeiten“, sagt der Langenfelder Sicherheitsfachmann Denis Herbertz. Doch auch die Gauner rüsten mit krimineller Kreativität auf: Sie nutzen strahlengeschützte Taschen, weite Kleidung, Rucksäcke, sogar Rollatoren und Rollstühle. Daher müssen in einigen Geschäften Rucksäcke und Taschen abgegeben werden, die Verweildauer der Kunden werde beobachtet.

Problematisch sind vor allem aber die Täter, die gleichzeitig und in Gruppen auftreten. „Einer kauft ein, übergibt es einem Zweiten, ein Dritter lenkt die Kassiererin ab“, erläutert es Lebensmittelhändler Hövener. „So kann ein teures Stück Fleisch zwischen Theke und Kasse verschwinden“. In Mettmann behilft man sich daher mit Warnhinweisen: „Wir rufen uns an und warnen uns gegenseitig. Wir beschreiben einander die Täter, weil sie meist von Haus zu Haus ziehen. Das tun wir gern, auch wenn wir Konkurrenten sind“, berichtet der Parfüm-Händler.

Zugenommen haben aber auch die Gewaltbereitschaft und die Uneinsichtigkeit der Täter, so ein Händler. „Das ist doch einkalkuliert“, so lautete unlängst der Kommentar eines gestellten Diebes. Ärgerlich - auch für die Polizei - ist, wenn Verfahren gegen Ladendiebe von der Staatsanwaltschaft als Bagatelldelikte oder wegen fehlendem öffentlichen Interesse eingestellt werden. Das führt dazu, dass mancher Händler erst gar keine Anzeige erstattet. Auch das könnte die Statistik verbessert haben, wird hinter vorgehaltener Hand vermutet. Für das Mettmanner Elektrofachgeschäft Gaza & Werner hat sich das Problem auf ganz andere Weise gelöst: „Diebstahl ist seit unserem Umzug definitiv kein Thema mehr“, sagt Stefan Werner. An der Neanderstraße habe es noch verstärkt Ladendiebstähle gegeben, „und kein Mensch hat’s gemerkt“. Der neue Standort am Sonnenhang lockt hingegen weniger Laufkundschaft an - und damit auch kaum noch Ladendiebe.

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