Diskussion um das Schicksal des Rauhaardackels Benjamin

Bernd Welscheholds Dackel wurde eingeschläfert. Der Besitzer glaubt an eine Fehlbehandlung.

Hochdahl. Als kleiner Welpe kam Rauhaardackel Benjamin in die Familie von Bernd Welschehold. 14 Jahre lang war der kleine Vierbeiner ein treuer Begleiter. Der Wülfrather Bernd Welschehold geht sogar so weit, dass er sagt: "Das war mein Sohn." Umso mehr schmerzt den 60-Jährigen der Tod seines Tieres im Februar dieses Jahres. Benjamin wurde eingeschläfert, nachdem er zwei Tage lang in der Tierklinik Neandertal von Dr. Marcus Hess stationär behandelt wurde.

"Er hat zwei Tage lang gelitten", sagt sein Herrchen. "Benjamin hat sich so aufgeregt, er war ja noch nie alleine." Dem behandelnden Arzt wirft er vor, dass er die Psyche des Hundes nicht berücksichtigt hat. "Das grenzt an Tierquälerei", sagt Welschehold und betont: "Mir geht es nicht ums Geld. Aber dieses Ende hat unser Benjamin nicht verdient. Wir kommen nicht zur Ruhe."

Vor drei Jahren war der Teckel in der Tierklinik Hess erfolgreich operiert worden. Als Anfang dieses Jahres eine Zahnbehandlung bei dem Hund anstand, entschied Familie Welschehold, ihren Vierbeiner wieder in die Obhut von Dr. Hess und seinen Kollegen zu geben. Die stellten bei Benjamin im Zuge der Zahnbehandlung schlechte Nierenwerte fest.

"Der Arzt sagte zu uns, den gebe er uns so nicht mit, er müsse sofort an den Tropf", erinnert sich Welschehold und fügt hinzu: "Wir waren wie vor den Kopf gestoßen."

Zwei Tage lang blieb Benjamin in der Obhut der Tierärzte, zwei Tage, in denen er nur gebellt und gejammert habe, weil er nach Hause wollte. "Der Oberarzt hat uns angerufen und mitgeteilt, dass nichts mehr zu machen sei", sagt Welschehold. Dann sei Benjamin eingeschläfert worden.

Inzwischen hat sich Welschehold über hohe Nierenwerte bei Hunden und mögliche Therapien informiert. "Hunde mit so hohen Werten brauchen Ruhe", sagt er. Und er hat sich bei anderen Tierärzten erkundigt. Die haben ihm versichert, dass die Werte seines Benjamins nicht so dramatisch gewesen seien, dass der Hund nicht auch ambulant hätte behandelt werden können.

Das sieht Dr. Marcus Hess anders. Auf Nachfrage der Redaktion bestätigte er die schlechten Nierenwerte des Rauhaardackels. "Es gibt niedergelassene Ärzte, die es mit einer ambulanten Behandlung versuchen, aber die bringt meistens nicht viel", sagt der Tierarzt.

"Sind die Werte, die sich im oberen Messbereich befanden, so schlecht, sind intensive Infusionen notwendig. In den USA überlegt man in solchen Fällen, ob eine Dialyse oder gar eine Nierentransplanation durchgeführt wird", sagt Hess, der solche Behandlungen ablehnt. "Da sind die Grenzen der Ethik erreicht."

Benjamins Blutwerte hätten sich nach den Infusionen kurzfristig verbessert, am Tag darauf zusehends verschlechert. "Wenn die Werte nicht zu verbessern sind, ist das Einschläfern für ein Tier eine Erlösung", sagt Hess.

Er weiß, dass die Besitzer der Tiere die Schuld dann gerne beim Tierarzt suchen. "Der Tod des Dackels ist zehn Monate her, und die Familie kommt nicht zur Ruhe", stellt Hess fest. Aus seiner Sicht habe die Familie keine Trauerbewältigung geleistet. Er bietet seine Hilfe an. Hess: "Manchmal kann ein Gespräch helfen. Manchmal reicht es nicht aus."

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