Die Zukunft kommt ohne Papier aus

„Digital statt analog“ lautet das Motto in den Rathäusern des Kreises Mettmann. Einige Städte haben die Papierberge schon abgeschafft. Andere stecken in der Planungsphase.

Die Zukunft kommt ohne Papier aus
Foto: Brandt/dpa

Kreis Mettmann. Viele tausend Blätter Papier bleiben in Wülfrath schon seit langem unbedruckt. Denn Ortspolitiker können bereits seit zwei Jahren über eine App ihre Unterlagen auf einem Tablet-Computer oder ihrem Smartphone herunterladen. Ratsmitgliedern, die sich für die papierlose Arbeit entscheiden, zahlt die Stadt Wülfrath sogar einen Zuschuss zur Anschaffung eines Tablets. Bedingung: Sie bekommen dann allerdings keine Unterlagen mehr zugeschickt.

„Das System hat sich bewährt. Mit der Umstellung auf die papierlose Ratsarbeit haben wir positive Erfahrungen gemacht“, sagt Stadtsprecherin Franca Calvano. Zwei Drittel der 34 Wülfrather Ratsmitglieder nutzen die moderne Variante. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern rechnet sich unter dem Strich auch in der Stadtkasse, wie Calvano betont. Papier- und Portokosten fallen weg. Vorlagen für die öffentlichen Teile der Sitzungen kann der Interessierte über das Bürgerinformationssystem der städtischen Internetseite auf dem heimischen Computer herunterladen.

In Erkrath hat sich der Stadtrat 2014 schon einmal mit der möglichen Papierlosigkeit seiner Arbeit beschäftigt. Das Echo war „nicht so positiv“, erinnert sich Stadtsprecher Christian Knippschildt. Bürgermeister Christoph Schultz hat das Thema dennoch im Blick. „Aufgrund der hohen Kosten — zirka 20 000 Euro — ist eine Anschaffung von Tablets für die Ratsmitglieder erst für die nächste Wahlperiode, also für 2020 bis 2025 vorgesehen. Dann sollen die Tablets für die Dauer der Wahlzeit im Eigentum der Stadt bleiben, um eine Weitergabe im Falle des Ausscheidens aus dem Rat sicherzustellen“, so Schultz. Die Benutzung sei jedoch freiwillig, einen generellen Verzicht auf den Postversand werde es daher in Erkrath nicht geben.

Überlegungen, in die papierlose Ratsarbeit einzusteigen, hat es bereits 2013 in der Kreisstadt Mettmann gegeben. Dabei stand zunächst im Vordergrund, den Ratsmitgliedern die Möglichkeit zu bieten, die Sitzungsunterlagen der Fachausschüsse und die Ratssitzungen auf ihren privaten Rechnern herunterzuladen. Darüber hinaus wurde später geprüft, für die Ratsmitglieder sowie für die sachkundigen Bürger Laptops für eine papierlose Ratsarbeit anzuschaffen. Angesichts der hohen Kosten für die Rechner und die dafür notwendigen technischen Ausstattungen wurde diese Überlegung von Rat und Verwaltung verworfen, so Sprecher Thomas Lekies. Jedes Rats- und Ausschussmitglied kann selbst entscheiden, ob es die Unterlagen in gedruckter oder digitaler Form erhalten möchte. cz/hup/tws

Der Hildener Stadtrat hat nach langem Hin und Her mit 31 Ja- bei elf Nein-Stimmen beschlossen, ab Mai nur noch digital zu arbeiten. Auf Wunsch stellt die Verwaltung dann noch maximal sechs Monate lang Unterlagen in Papierform zur Verfügung. Die Ratsmitglieder und sachkundigen Bürger müssen eigene Tablets anschaffen. Dafür erhalten die Fraktionen je Wahlperiode zusätzlich Geld: zurzeit rund 220 Euro für entsprechende Android-Geräte und rund 350 Euro für entsprechende iPads. Diesen Zuschuss gibt es aber nur, wenn auf Papierunterlagen verzichtet wird.

Auch der Haaner Stadtrat hat sich einstimmig für die digitale Ratsarbeit entschieden. „Wir starten zunächst mit einer freiwilligen Probephase“, erläutert Stadtsprecherin Sonja Kunders. Nur die 38 Stadtverordneten erhalten ein Dienst-iPad von der Stadt — wenn sie denn wollen.

Die Fächer der Ratsfraktionen im Ratinger Rathaus werden nach wie vor täglich mit dünnen und dicken Vorlagen und Antworten auf Anfragen gefüttert — obwohl es zumindest die Vorlagen sowie auch die nicht-öffentlichen Unterlagen auch im Ratsinformationssystem der Stadt Ratingen gibt. Die Anschaffung von Tablets oder einer entsprechenden App ist aber beschlossene Sache. JoPr

In Langenfeld wurde vor zwei Jahren über einen papierlosen Stadtrat diskutiert. Angesichts der Kosten von rund 150 000 Euro blieb alles beim Alten: Die Sitzungsunterlagen werden auf Papier zur Verfügung gestellt. mei

Der Monheimer Stadtrat arbeitet bereits seit dem Sommer 2016 papierlos. „Zwar ging es uns auch darum, Papier-, Druck- und Portokosten zu sparen, aber entscheidender für uns war, dass interne Verwaltungsprozesse effizienter gestaltet werden können“, erklärt Martin Frömmer, Leiter des Bereichs Zentraler Service. Für die Ratsmitglieder und sachkundigen Bürger wurden 75 iPads Air 32 angeschafft, insgesamt kostete die digitale Umrüstung 48 500 Euro. „Wir haben die Einführung gut begleitet und alle Ausschussmitglieder geschult“, stellte Frömmer fest. elm

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