Die Mammuts sind „voll cool“

Kultur: Die Ausstellung „Giganten der Eiszeit“ im Neanderthal Museum — mit Kinderaugen gesehen.

Mettmann. Es ist kalt. Eiskalt. Genau das richtige Wetter, um den Giganten der Eiszeit im Neanderthal Museum einen Besuch abzustatten. Das finden auch Stephan (12), seine Schwester Rebecca (14) und sein Freund Nico (13). Schon auf dem Weg durch die verschneite Landschaft fühlen sie sich wie Faultier Sid, Mammut Manni und Säbelzahntiger Diego aus dem Film „Ice Age“.

Die Mission Mammut gerät beim Betreten des wohlig warmen Museumsgebäudes zunächst etwas in Vergessenheit: Die Neandertaler-Andenken im Museums-Shop lenken vorübergehend vom eigentlichen Ziel ab. Dann kann’s losgehen — auf Empfehlung der freundlichen Mitarbeiterin an der Kasse — mit dem Einführungsfilm im Auditorium. Für Erwachsene sehr lehrreich, für Kinder eher eine lästige Pflichtaufgabe. Wo sind die Mammuts?

Die warten gleich um die Ecke. Wen interessieren da noch die vielen Informationen auf den Schautafeln? „Voll cool“ sind die ausgestellten Skelette und Modelle für Rebecca. Die Jungs fachsimpeln derweil darüber, ob die Mammut-Babys Dima und Lyaba nun echt sind, oder — wie Stephan behauptet — „alles gefaked“ sei. Beides stimmt, klärt eine Museums-Mitarbeiterin sie auf. Dima ist der Abguss eines Orginalfundes, also „gefaked“, wie Stephan sagen würde, Lyaba ist echt.

Die Abteilung mit der Steinzeit-Kunst beachtet niemand, noch nicht. In Windeseile geht es zum lebensgroßen Modell des Mammuts. Während Stephan und Nico über dessen Größe staunen, ist Rebecca bei den Mammut- und Elefanten-Skeletten stehen geblieben: „Schau mal, wie riesig die sind.“ Weil ihr großer Ice-Age-Favorit, Säbelzahntiger Diego, in der Sonderausstellung nirgends erwähnt wird, hat sie kurzerhand den Film gewechselt. Jetzt ist sie „Nachts im Museum“ und würde alles geben, einmal auf dem Mammut-Skelett reiten zu können — das geht nur im Kino.

Nach und nach entdecken die Kinder, dass sie mit ganz falschen Vorstellungen gekommen sind. Die Eiszeit-Winter waren selten schneereich, steht auf einer der Tafeln. Und Vorläufer der Elefanten, wie Stephan zu wissen glaubte, waren die Mammuts auch nicht. Sie haben sich irgendwann in grauer Eiszeit-Vorzeit als eigenständiger Zweig der Rüsseltiere entwickelt. So wie der Neandertaler und der Homo sapiens.

Die großen Stoßzähne der Mammuts werden bewundert, die Steinzeit-Kunst beachtet immer noch niemand. Erst als die Kinder von einer Museums-Mitarbeiterin erfahren, dass die kleinen Elfenbein-Figuren die ältesten und somit wertvollsten Ausstellungsstücke sind, lohnt sich für die Kinder ein Blick darauf. Nicos Kommentar („die sind mit Schlössern gesichert“) lässt darauf schließen, dass für ihn die Alarmanlage interessanter ist.

Nach einer halben Stunde ist der Wissensdurst gestillt. Der Hunger gewinnt Überhand. Die Kinder fühlen sich wie Scrat, das Säbelzahneichhörnchen aus „Ice Age“. Nur wissen sie, wie sie an ihre Nuss kommen. Die liegt in Form von Kuchen im Museums-Café. Mit vollem Bauch lässt sich leichter ein Resümee ziehen: Rebecca findet immer noch „alles voll cool“ und träumt weiter vom Mammut-Ritt. Nico erinnert sich an die Alarmanlage — und die kleinen Figuren. Stephan haben die Skelette am besten gefallen. Nico ist da zaghafter, sie haben ihm etwas Angst gemacht. „Trotzdem beeindruckend“, sagt er. Mission erfüllt.

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