Mettmann Corona: Studie soll Öffnung von Kitas und Schulen begleiten

Mettmann · Der Arzt Jan Christian Spiecker hat mit seinem Bruder und drei weiteren Bürgern aus Mettmann und Velbert eine Petition gestartet, die vom Land eine wissenschaftliche Begleitung der Schul- und Kita-Öffnungen fordert.

 Jan Christian Spiecker hat die Petition mit initiiert.

Jan Christian Spiecker hat die Petition mit initiiert.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

. Der Arzt Jan Christian Spiecker hat mit seinem Bruder und drei weiteren Bürgern aus Mettmann und Velbert eine Petition gestartet, die vom Land eine wissenschaftliche Begleitung der Öffnungen von Schulen und Kitas fordert.

Herr Spiecker, wie würde denn eine wissenschaftliche Begleitung aussehen?

Jan Christian Spiecker: Dabei würden Antikörpertests bei Schülern und Lehrern durchgeführt und in Zusammenarbeit mit Universitäten, Kinderkliniken und Gesundheitsämtern ausgewertet. Außerdem sollten in regelmäßigen Abständen an ausgewählten Schulen und Jahrgängen Virustests durchgeführt ­werden.

Was würde mit den ­Daten ­erreicht werden?

Spiecker: So könnten Cluster erstellt werden, viele kleine Mosaiksteine, die zusammengesetzt Aufschluss über die Infektionsdynamik geben würden. Dadurch ließe sich nachvollziehen, welche Gruppierungen besonders betroffen sind, wie es sich entwickelt. Leider haben wir in unserer Region noch keine Bestrebungen in dieser Richtung feststellen können.

Nun werden Lehrer ­inzwischen vermehrt ­getestet.

Spiecker: Ja, hervorgerufen durch einen gewissen öffentlichkeitswirksamen Druck. Das ist aber nicht dem Infektionsgeschehen angepasst, denn eine Schule besteht ja nicht nur aus dem Lehrpersonal, sondern vielmehr noch aus den Schülern. Diese Tests reichen nicht aus, um ein Frühwarnsystem implementieren zu können.

Sie versprechen sich durch die ­wissenschaftliche ­Begleitung, eine Art ­Corona-Frühwarnsystem zu entwickeln?

Spiecker: Das Infektionsgeschehen ist lokal zu beurteilen. Und um dies tun zu können, braucht es wissenschaftliche Daten. Nur so kann beurteilt werden, ob es beispielsweise nötig ist, eine ganze Schule zu schließen oder nur einen Jahrgang. Aktuell ist es so, dass anstatt wissenschaftlicher Daten für solche Entscheidungen vielmehr das Bauchgefühl zurate gezogen wird.

Sie haben bereits ­Erfahrung mit ­solchen ­wissenschaftlichen ­Erfassungen?

Spiecker: Ich habe mit Kollegen eine Studie im Ruhrgebiet initiiert. Wir führen dort 3000 Testungen an Kindern und Jugendlichen durch.

Wie steht die Bevölkerung zu solchen Studien?

Spiecker: Die Akzeptanz der Bevölkerung ist hoch. Ich werde auch von Patienten angesprochen, ob sie an der Studie teilnehmen können. Den Teilnehmern der Studie wird eine Blutprobe entnommen, um mögliche Antikörper zu bestimmen, denn es geht auch um die eigene Sicherheit, wenn man sich der Wissenschaft hier zur Verfügung stellt.

Wie sieht es mit den Kosten für ­diese ­wissenschaftlichen ­Studien aus?

Spiecker: Das sind keine Unsummen. Der Wert der wissenschaftlichen Erkenntnisse ist vielfach höher als die Investition. Außerdem hat das Land genügend medizinische Fakultäten und Knowhow. Angesichts wachsender Infektionszahlen wäre es fahrlässig, eine wissenschaftliche Begleitung nicht zu installieren.

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