Bürgervereine fühlen sich ausgebremst

Egal, ob Essbare Stadt oder Königshof-Denkmal — Engagement scheitert immer wieder

Bürgervereine fühlen sich ausgebremst
Foto: Nacke

Mettmann. Bürgerengagement in Mettmann? Da kommt einem die griechische Mythologie in den Sinn. Denn dort wird der Stein des Sisyphos in Schwerstarbeit immer wieder aufs Neue den Berg hoch gerollt. In Sachen „Essbare Stadt“ hat gerade mal wieder jemand von oben herab gegen den Stein getreten. Diesmal war es die SPD, die sich übergangen fühlte und gar den heimlichen Schulterschluss des Bürgerforums mit der Verwaltung fürchtete. Was das Niveau der Auseinandersetzung angeht, scheint man bei den Genossen auf der sprichwörtlichen Rückseite der Stickerei angekommen zu sein. Also dort, wo es unschön wird. Von „Geheimabsprachen“ mit der Verwaltung war die Rede.

Friedel Liesenkloß, Aule Mettmanner

Bürgervereine fühlen sich ausgebremst
Foto: Janicki

Hinzu kam der unausgesprochene Vorwurf, das Bürgerforum könnte gar vom Rollenwechsel seines ehemaligen Vorsitzenden Thomas Dinkelmann ins Bürgermeisteramt profitiert haben. Das Verhältnis der SPD-Fraktion zu ihrem ehemaligen Ortsvereinsvorsitzenden gilt nach internen Querelen als zerrüttet. Beziehungsstatus: Es ist kompliziert. Und in dieses Mühlrad scheint nun auch das Bürgerforum hineinzugeraten. Jedenfalls hatten es die Genossen eilig mit der Abstimmung für Kunst und gegen Kirschen. Gemeinsam mit CDU und FDP wurden im Rat Nägel mit Köpfen gemacht — trotz der öffentlich vorgetragenen Bitte des Bürgermeisters, sich doch mehr Zeit zu lassen.

Bäume oder Denkmäler: Im Grunde scheint es ohnehin egal zu sein, was gerade auf der Agenda steht. Bürgerengagement mit Argusaugen zu betrachten, hat in Mettmann spätestens seit der umstrittenen Fällung der Blutbuche eine lange Tradition. Davon können vermutlich auch die Aulen ein Lied singen, die von der Kommunalpolitik gerade öffentlich hofiert werden. Dort mag man sich gewundert haben, als die SPD-Fraktionsvorsitzende Andrea Rottmann kürzlich in einem Brief verkündete, anstelle von Kirschbäumen nun doch eher Kunst am Königshofplatz wunderbar zu finden. „Die Bürger und insbesondere auch die Aulen Mettmanner werden in geeigneter Form eingebunden“, stellte Rottmann für die Planungen rings um die Treppe in Aussicht. Dabei scheint der Kommunalpolitik entfallen zu sein, dass sie damals auch selbst dazu beigetragen haben dürfte, die Heimatvereinigung mit ihrem „Königshof-Denkmal“ auflaufen zu lassen.

Erst vor zwei Jahren hatte deren Vorsitzender Friedel Liesenkloß noch beklagt, dass man solange von Politik und Verwaltung hingehalten worden sei, bis der Platz vor der Kö-Galerie von einem Architekturbüro überplant wurde. „Die Denkmal-Idee wurde vermutlich dem Kommerz geopfert“, zog Liesenkloß einen Schlussstrich unter die jahrelang schwelende Auseinandersetzung. Bei der CDU-Fraktion sieht man die Dinge im Rückblick offenbar anders. Man habe sich den Ideen der Aulen damals durchaus gewidmet, ließ Fraktionsvorsitzende Ute Stöcker in einer öffentlichen Stellungnahme wissen. Allerdings seien die vorliegenden Entwürfe in den Ausschüssen nur auf geringe Resonanz gestoßen und die Heimatvereinigung selbst sei es gewesen. habe sich schlussendlich quergestellt habe.

Nun also ist es ausgerechnet diese umstrittene Königshof-Kunst-Idee der Aulen, die von der Kommunalpolitik aus der Schublade herbeigezaubert wird. Zugegebenermaßen mit der Option, sie nicht wie ursprünglich geplant auf dem Platz, sondern an der Treppe aufzustellen zu wollen. Vermutlich kommt auch nicht der Entwurf von damals zum Zuge, sondern es muss neu überlegt werden. Warum aber lässt man Ideen für Jahre in der Schublade verschwinden, um sie gerade dann hervorzuholen, wenn Unheil von anderer Seite zu drohen scheint? Warum lässt man erst einen Bürgerverein vor die Wand laufen, um ihn dann gegen den anderen Bürgerverein in Marsch zu setzen? Und warum braucht man nun unbedingt noch den „Fachverstand“ von Studenten der Uni Wuppertal? Weil es die Mettmanner selbst nicht hinbekommen?

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