Blinde Frau fühlt sich abgezockt

Eigentlich wollte sie nur einen Bankeinzug vereinbaren. Auf einmal hatte sie einen neuen Handy-Vertrag.

Regelmäßig geht Stefanie Lindner zum Mobilcom Shop auf der Mittelstraße in Hilden, um dort ihr Blindenhandy aufladen zu lassen. Zuletzt Ende Januar. Da hatte sie die händische Aufladung satt und wollte stattdessen den bequemeren Bankeinzug für ihr Handy vereinbaren. Kein Problem, habe der freundliche Verkäufer gesagt, und ihr mehrere Schriftstücke zur Unterzeichnung vorgelegt. Gutgläubig unterschrieb die Hildenerin blind: „Ich hab dem Verkäufer vertraut, weil ich den ja kannte.“ Deshalb überließ sie ihm auch ihr Handy, als er sie darum bat, um „etwas zu kontrollieren.“

Erst nach einigen Wochen bemerkte sie, dass etwas nicht stimmte: „Angekündigte Anrufe kamen nicht an, Freunde fragten, ob ich meine Handynummer geändert hätte.“ Ehemann Manfred guckte sich die unterschriebenen Dokumente an und traute seinen Augen nicht: „Meine Frau hatte zwei Verträge unterschrieben, für zwei neue Handys mit zwei neuen Nummern. Die alte Nummer war gelöscht worden. Offenbar hatte der dreiste Mitarbeiter gleich die SIM-Karte ausgetauscht.“ Von dem Laden war gestern keine Stellungnahme zu bekommen.

Manfred Lindner witterte Betrug und schickte ein Einschreiben an die Geschäftsführung des Konzerns, in dem er den Fall schilderte und die neuen Verträge zu kündigen versuchte. Die Antwort brachte ihn endgültig auf die Palme: „Aus Kulanz schlug man mir vor, andere Abnehmer für die Handyverträge zu suchen. Anders könne man nicht helfen, da meine Frau die Verträge ja unterschrieben habe.“

Ein Anruf bei der Pressestelle des Konzerns in Hamburg sorgte auch dort für großes Staunen. Sprecherin Annelena Kasztelan wollte sich der Sache annehmen und meldete sich später wieder: „Die Verträge werden selbstverständlich annulliert. Wir werden versuchen, Frau Lindner ihre alte Rufnummer zurückzugeben. Es sei denn, sie möchte lieber einen der beiden neuen Verträge behalten. Das kann sie sich aussuchen.“ Stefanie Lindner möchte am liebsten ihre alte Rufnummer zurückhaben. Und eins hat sie sich ganz fest vorgenommen: „Ich nehme Verträge jetzt immer mit nach Hause und lasse erst einen Sehenden draufgucken.“ ilpl

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