Beratung in Haan: Lotsin mit Lizenz zur Jobsuche

Seit sieben Monaten hilft Pädagogin Catrin Seelig jungen Menschen dabei, den Einstieg ins Berufsleben zu finden.

Haan. Das Kiffen hat Dirk gleichgültig gemacht. Vor einem Jahr hat er angefangen, Marihuana zu rauchen. Seitdem sind seine Noten in den Keller gesunken. Eigentlich hätte er den Realschulabschluss schaffen können, jetzt verlässt er die Schule mit dem Hauptschulabschluss.

Einen Ausbildungsplatz hat der 15-Jährige auch noch nicht gesucht. Seine Eltern hängen ihm in den Ohren, er solle sich endlich in den Griff bekommen und sich um einen Job bemühen. Doch Dirk weiß nicht, wie er das jetzt noch anstellen soll und überhaupt: Ihm fehlt die Motivation.

Fälle wie Dirk kennt Catrin Seelig aus ihren Berufsalltag zur Genüge. Sie arbeitet seit gut einem halben Jahr als Pädagogin in der Kompetenzagentur am Schulzentrum an der Walder Straße: eine Anlaufstelle für junge Leute zwischen 15 bis 25 Jahren, die Probleme haben, einen Ausbildungsplatz zu finden.

Bis jetzt hat sie 150 Haaner Jugendliche beraten und dabei geholfen, einen Ausbildungsplatz für sie zu finden oder zumindest, eine Perspektive zu entwickeln.

Die Gründe, warum die jungen Menschen keinen Job finden, seien vielschichtig und von Fall zu Fall unterschiedlich, sagt Seelig. Aber es gibt einige Probleme, mit denen sie bei ihrer Arbeit mit den Jugendlichen immer wieder konfrontiert wird: mangelnde Motivation, finanzielle Probleme, Drogenkonsum und Orientierungslosigkeit machen es den Heranwachsenden schwer, den Weg in den Beruf zu finden.

Das fatale sei, bemerkt die Pädagogin, dass die meisten Jugendlichen nicht nur ein Problem haben. "Ist eines da, hängt meist ein ganzer Rattenschwanz von anderen mit dran. Haben die Jugendlichen Stress mit den Eltern, kiffen sie vielleicht, um zu vergessen. Um sich Drogen zu kaufen, brauchen sie Geld. Dafür klauen sie dann. Und so geht das immer weiter."

Doch Catrin Seelig weiß: "Es gibt Wege aus dem Teufelskreis." Um diese zu finden, setzt sie sich mit den Jugendlichen, die zu ihr kommen, zusammen und schmiedet einen persönlichen Hilfeplan mit ihnen. "Dabei sammeln wir erst einmal schriftlich alle Probleme und entscheiden dann, welches zuerst gelöst werden soll.

Das ist ein entscheidender Schritt für die jungen Leute. Denn sie wissen oft nicht in ihrer vertrackten Situation, wo sie anfangen sollen." Ist diese Entscheidung gefallen wird, weitergearbeitet.

Je nach Einzelfall heißt das dann: zur Drogen-, Schulden- oder Berufsberatung zu gehen, Gespräche mit den Eltern zu führen, potenzielle Arbeitgeber anzurufen, um nach einen Ausbildungsplatz zu fragen oder Bewerbungen zu schreiben.

"Das müssen die Jugendlichen aber selbst in die Hand nehmen", sagt Catrin Seelig, die sich als Lotsin der Jugendlichen versteht: "Ich kann ihnen Wege aufzeigen, ihnen Ansprechpartner bei den Handwerkskammern, dem Arbeitsamt oder Beratungsstellen vermitteln.

Ich kann auch bei Anrufen und Terminen mit Behörden das Händchen halten und mit ihnen die Bewerbung noch einmal überarbeiten, aber letztlich müssen die Jugendlichen es selber tun." Wenn sie es aber einmal getan haben, dann würden sie ganz schnell merken, dass es auch für sie eine Perspektive gibt.

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