„Beliebigkeit von der Stange“

Fläche am Schellenberg wird an die Firma NCC verkauft. Der Rat erntet dafür Kritik.

Mettmann. „Die Entscheidung im Rat zur Neubebauung am Schellenberg macht deutlich, dass nur billige Architektur in Mettmann eine Chance hat. Statt einem stadtbildprägenden Gebäude des Architekten Professor Fritschi wird es jetzt Beliebigkeit von der Stange geben“, kritisiert Thomas Dinkelmann, 2. Vorsitzender des Mettmanner Bürgerforums, den Ratsbeschluss.

Und damit steht er nicht alleine da. Viele Mettmanner sowie der Vorstand der Bürger- und Heimatvereinigung Aule Mettmanner reagierten mit Unverständnis auf die Mehrheitsentscheidung im Rat. „Der Entwurf des Architekten Fritschi war für uns ein gutes Beispiel moderner Architektur“, sagt Friedel Liesenkloß, 1. Vorsitzender der Heimatvereinigung. Er bedauert, dass die Aulen zu spät von der Bebauung des Schellenbergs erfahren hätten, um rechtzeitig eine Stellungnahme vor der Ratssitzung abgeben zu können.

Der Rat hatte am Dienstag vergangener Woche entschieden, dass die städtischen Flächen am Schellenberg an die Firma NCC Deutschland GmbH verkauft werden. Der Investor will auf dem mehr als 2000 Quadratmetern großen Grundstück drei Mehrfamilienhäuser mit 20 Eigentumswohnungen errichten.

Der Entwurf des Städteplaners und Architekten Professor Nikolaus Fritschi, der für die Mettmanner Kückels GmbH & Co KG geplant hatte, fiel durch — weil nach WZ-Informationen der Kaufpreis um rund 70 000 Euro niedriger war als das Angebot von NCC. „Es ist richtig, dass wir weniger geboten haben“, sagt Friedhelm Kückels im WZ-Gespräch, „allerdings hätten wir Mettmanner Handwerker mit Aufträgen bedacht, so dass die Stadt über die Gewerbesteuer davon profitiert hätte. Darauf haben wir bei der Präsentation hingewiesen.“

Obwohl die Bebauung des städtischen Grundstücks in herausragender Innenstadtlage das Stadtbild für etliche Generationen prägen werde, habe für den Stadtrat nur der Preis eine Rolle gespielt, so Dinkelmann. Das zeige Investoren, dass sich Aufwand für gute Gestaltung in Mettmann nicht lohne. Dinkelmann: „Offensichtlich spielen in Rat und Verwaltung Aspekte der Stadtästhetik beziehungsweise der Erhalt und die Pflege des Stadtbildes keine Rolle.“ Dabei prägten Gebäude in der Innenstadt besonders das Gesamtbild einer Stadt. „Fritschi bringt es auf den Punkt: Jedes Haus ist ein Stück Stadt.“

Hochwertige Bauwerke gebe es nicht zum Schnäppchenpreis. Dies — so Dinkelmann — sollte der Rat künftig berücksichtigen, wenn Entscheidungen zum Allgemeinwohl anstünden. „Das wichtigste Kriterium bei einer Bebauung muss die Qualität der Architektur sein. Deshalb sind Gestaltungs- und Architekturwettbewerbe notwendige Entscheidungsgrundlagen, um das Stadtbild positiv zu entwickeln“, sagt Dinkelmann.

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