Bahnhof Alt-Erkrath: Verliebt in eine Bruchbude

Die neue Besitzerin führte die WZ durch das 101 Jahre alte Denkmal.

Erkrath. Als sei einem Bäcker die ganz große Tüte mit Puderzucker geplatzt, bedeckt eine feine Weißschicht den Boden. Dass es tatsächlich Putz und Staub sind, die sich ausgebreitet haben, ändert nichts an der Qualität der dunkelbraunen Parkettstäbe, die nach einem Wegwischen der "Schutzschicht" im Fischgrät-Muster eine Gefühl großer Überraschung verbreiten.

Katja Bander

Zugegeben, der alte Wartesaal der ersten Klasse ist derzeit noch das Sahnestück im Bahnhofsgebäude in Alt-Erkrath. In anderen Bereichen lugen verfaulte Balken aus der Decke, was von den sanitären Einrichtungen noch nicht herausgerissen worden ist, erzählt unangenehme Geschichten. Es riecht nach Muff und Alter - gleichzeitig jedoch atmet das 101 Jahre alte Gebäude im Rhythmus gesunder Vitalität. Es bedarf keiner bewusstseinserweiternder Drogen, um sich vorstellen, was hier alles möglich ist.

Katja Bander will dafür sorgen, dass aus Fantasien Realitäten erwachsen. Die Frau, die im Juli den Kaufvertrag für den Bahnhof unterschrieben hat, gab der WZ gestern eine Führung vor der großen Sanierung.

Im Eingangsbereich, der noch in einem Gelb mit Orangetendenzen gestrichen ist, erzählt die Geschäftsfrau "von ihrem Faible für Bruchbuden, wo ich was umbauen kann". Diese Vorliebe gedachte sie zunächst in der Weißen Villa auf dem Gelände von Pose-Marré auszuleben. "Der Bahnhof war eigentlich nur zweite Wahl", räumt sie ein.

Sein Aufstieg an die Spitze hängt mit dem Scheitern der Villen-Pläne zusammen. "Ich hatte ein festes Budget und bin nicht Rockefeller", so Bander. Als klar geworden sei, dass ihre Finanzmöglichkeiten seriös nicht ausreichen würden, um die Villa zu sanieren, habe sie von dem Projekt Abstand genommen.

Dann also der Bahnhof. Mittlerweile im Wartesaal angekommen rollte Bander Baupläne aus, die bereits exakt erkennen lassen, was wo geplant ist. "Im Erdgeschoss werden wir ein Café mit Kinder- und Jugendecke und einen Veranstaltungsraum einrichten." Im ersten Stock will die Hausherrin ihre private Buchsammmlung unterbringen, eine Wohnung sowie Büros einrichten. Eine weitere Wohnung wird im Dachgeschoss entstehen.

Dort, wo Spinnweben, Staubmäusen und Schmutz das Gefühl von Gemütlichkeit nicht haben vertreiben können, ist Bander allerdings auch einem Problem ganz nah: "Ich habe gerade erfahren, dass das Dach komplett erneuert werden muss." Die Schieferplatten sind auf der Unterseite zerfressen. "Das Dach übersteht aber den kommenden Winter."

So können sich Bander und ihr Team ganz dem Innenausbau widmen. "Und auch wenn die Architekten die Augen verdrehen, wenn ich das sage: Ende kommenden Jahres möchte ich den ersten Gästen ein Stück Kuchen servieren können."

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