Autobahnlärm in Erkrath: Kann Berlin helfen?

Nach Bekanntwerden der Ausbaupläne setzen Bürger jetzt auf Hilfe ihrer Abgeordneten. Die Bürgerinitiative hat den Wunsch vom großen Tisch, an dem Politiker aus Bund, Land und Kommune sowie Vertreter des Landesbetriebs mit Bürgern zusammen Platz nehmen.

Erkrath. Wenn allein der Horizont den Blick hinweg über Felder und Wiesen begrenzt, können die Wohnbedingungen so schlimm nicht sein. Diese unverbauten Aussichten bieten sich vom Wohnzimmer im Hause der Familie Lange an der Erich-Kästner-Straße aus. Nach Öffnen der gläsernen Terrassentüre trübt jedoch ein penetrantes Dauerbrummen die Idylle.

Es sind die Geräusche, die Autoreifen verursachen, wenn sie abrollen. Bei den Langes und tausenden weiterer Erkrather ist es der Lärm der Autobahnen A3 und A46, der von den Schnellstraßen in die Wohnungen schwappt. Mal mehr, mal weniger stark. "Das ist abhängig von der Witterung", sagt Eva Lange.

Der Hinweis darauf, dass die Autobahn aber längst da gewesen ist, als Langes ihr Haus bauten, bringt die Mitbegründerin der Bürgerinitiative "Echt laut in Erkrath" nicht in Verlegenheit. "Das stimmt. Deshalb haben wir auch wochenlang auf dem Grundstück gehockt und geprüft."

Das war 1978, die A3 vierspurig, und Prognosen sagten 68.800 Autos für 2009 voraus. Tatsächlich sind daraus doppelt so viele geworden - 135.000. Eva Lange: "An Lärm gewöhnt man sich nicht. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass Flüsterasphalt verbaut wird."

Entsprechend sauer sei sie geworden, als sie vor einer Woche, am 21. April, durch unsere Redaktion darüber informiert wurde, dass der Landesbetrieb Straßen NRW nicht daran denke, den Ausbau der Beschleunigungsspur in Richtung Oberhausen und einen neuen Fahrbahnbelag für die A3 in offenporiger - also Schall schluckender Bauweise - auszuführen.

"Ich war konsterniert", ergänzt Friedrich Faber. Der Vorsitzende des Bürgervereins Hochdahl ist ebenfalls Mitglied des Bürgerinitiative.

Über 3.500 Erkrather haben bisher die Lärmschutz-Kampagne mit ihrer Unterschrift für gut befunden. Vergeblich, wie es scheint. In einem Gespräch mit Technischem Dezernenten Fabian Schmitt Ende voriger Woche bestätigte der Landesbetrieb nämlich seine Absicht, die A3 ohne Lärmschutz auszubauen.

"Das hat nichts Positives ergeben", kommentierte Bürgermeister Arno Werner gestern den Meinungsaustausch. Jetzt seien die für Erkrath zuständigen Bundes- und Landtagsabgeordneten gefordert, sich verstärkt einzuschalten. Werner: "Der Landesbetrieb ist politisch nicht unabhängig."

Auch die Bürgerinitiative hat den Wunsch vom großen Tisch, an dem Politiker aus Bund, Land und Kommune sowie Vertreter des Landesbetriebs mit Bürgern zusammen Platz nehmen. "Wir hoffen auf Einsicht und suchen nicht den Konflikt mit dem Landesbetrieb", sagt Faber.

Klagen, wie sie die Bündnisgrünen bereits als Druckmittel vorgeschlagen haben, hält der ehemalige Leitende Oberstaatsanwalt für wenig ergiebig: "Einige könnten klagen. Aber dann setzt man ihnen neue Fenster gegen den Lärm ein." Das bringe nichts. "Im Moment kann die Stadt nur betteln gehen."

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