Autobahn 3: 16 000 Autofahrer rasen in die mobile Radarfalle

Der Kreis hatte mit weniger Rasern gerechnet. 75 Prozent aller Bilder sind verwertbar, um Bußgelder verhängen zu können.

Autobahn 3: 16 000 Autofahrer rasen in die mobile Radarfalle
Foto: Ralph Matzerath

Mettmann. Seit knapp 40 Tagen betreibt der Kreis Mettmann eine mobile Radaranlage in der Baustelle der Autobahn 3. Mehr als 16 000 Autofahrer sind in den vergangenen sechs Wochen auf dem Abschnitt zwischen dem Kreuz Hilden und Ratingen statt der erlaubten 80 oder 60 Stundenkilometer deutlich schneller gefahren. Rund 400 Mal am Tag löst die mobile Radaranlage aus, die von der Monheimer Firma Jenoptik hergestellt worden ist.

„Wir gehen davon aus, dass etwa 75 Prozent der Aufnahmen verwertbar sind“, sagt Daniela Hitzemann. Sprecherin des Kreises Mettmann. Wie viel Bußgeld der „Traffistar S 350“ bislang in die Kassen gespült hat, das hat noch keiner nachgerechnet. Auf jeden Fall dürften es deutlich mehr sein, als die erwarteten 12 000 Fahrer im ganzen Jahr.

Der Kreis hatte pro Fahrer offenbar im Schnitt mit etwa 25 Euro Strafe gerechnet und war so auf eine Summe von 300 000 im Jahr gekommen. Wenn man jetzt die nicht verwertbaren Fotos abzieht, bleiben immer noch 12 000 Fahrer, die jetzt zahlen müssen und Einnahmen von mindestens 300 000 Euro innerhalb von nicht mal zwei Monaten.

Der Kreis war bei seinen ersten Prognosen davon ausgegangen, dass etwa 0,1 bis 0,6 Prozent der Fahrer zu schnell sind. Offenbar sind es deutlich mehr. Zumal die Anlage mobil ist und immer wieder an anderen Stellen der Baustelle stehen kann. „Nur einmal in der Woche ist sie nicht da, weil dann die Akkus aufgeladen werden “, sagt Daniela Hitzemann. Noch ist nicht klar, ob der Kreis Mettmann die Vielzahl von Knöllchen mit dem vorhandenen Personal bewältigen kann. Nicht jeder wird widerspruchslos zahlen, es sind auch Juristen nötig, um Einsprüche zu klären.

Im Netz wird über die Blitzanlage eifrig diskutiert. Die Kommentare reichen von „Moderner Wegelagerei“ bis hin zu „Die Strafen für das zu schnelle Fahren sind in Deutschland noch viel zu niedrig“.

Fakt ist, dass die Baustelle als Unfallschwerpunkt gilt und es allein in diesem Jahr zu bereits mehr als 420 Unfällen mit mehr als 50 Verletzten gekommen ist. Erst am vergangenen Samstag kam es in der Baustelle zu einen Auffahrunfall mit fünf beteiligten Autos und vier verletzten Fahrzeuginsassen.

Die Fahrspuren im Bereich der Baustelle verändern sich je nach Baufortschritt, sie sind teilweise sehr eng und vor allem: Viele Fahrer halten nicht genug Abstand. Einige Fahrer sind unsicher angesichts der engen Fahrspuren und der breiten Lkw, die oft schon mit mehr als 80 auf der rechten Spur rollen.

Im morgendlichen und abendlichen Berufsverkehr wird allerdings so gut wie keiner geblitzt, weil es meist nur im Schneckentempo vorangeht. Nur im Schneckentempo geht auch die Baustelle voran.

Eigentlich sollte die Sanierung der Fahrbahn — die Spuren erhalten Flüsterasphalt — bis Herbst 2016 abgeschlossen sein. Doch die Baustelle hinkt dem Zeitplan drei Monate hinterher, so dass noch bis 2017 gebaut wird. Ist die Baustelle weg, ist auch die Radaranlage weg. Der Kreis hat die Anlage nur gemietet.

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