Ärger über defekte Poller

Stadt will sich schnell um Ersatz kümmern. Die Meinungen sind gespalten.

Mettmann. Jahrelang haben die Mettmanner immer wieder eine autofreie Fußgängerzone gefordert. Denn was eigentlich selbstverständlich ist, galt viele Jahre lang in der Mettmanner Innenstadt nicht. Dort waren nicht selten mehr Autos und Lieferwagen als Fußgänger unterwegs.

Der ein oder andere Autofahrer nutzte die Fußgängerzone sogar als Abkürzung, um schneller von der Neander- zur Johannes-Flintrop-Straße zu kommen. Nachdem vor zweieinhalb Jahren Poller aufgestellt wurden, konnten die Fußgänger dort endlich ungestört hergehen.

Doch die autofreie Fußgängerzone scheint schon wieder Geschichte zu sein. Vor vier Monaten wurde ein Poller am oberen Ende der Fußgängerzone demontiert — und ist seitdem verschwunden. Und der Poller im unteren Bereich soll auch defekt sein. WZ-Leser Stefan Eigen wundert sich: „Hat die Stadt das Experiment autofreie Fußgängerzone heimlich, still und leise beerdigt?“

Die Stadt gibt Entwarnung. Luger Steffen, zuständig für den Verkehr: „In absehbarer Zeit sollen beide Poller durch neue ersetzt werden.“ Denn die alten sind kaputt und können nach Auskunft des italienischen Herstellers nicht mehr repariert werden. Die Stadt hatte einen Poller ins Werk geschickt. Dort zuckte man mit den Schultern.

Kurze Zeit nachdem der erste Poller ausgefallen war, hatte auch der Poller im unteren Bereich der Fußgängerzone seinen Geist aufgegeben. Auch für ihn lautete die Diagnose: nicht mehr reparabel. Also braucht die Stadt zwei neue Poller. Im Rathaus wartet man derzeit auf ein Angebot aus Italien. Das erste lehnte die Stadt ab: „Viel zu teuer.“ Der Hersteller zeigte inzwischen Einsicht und will der Stadt ein neues Angebot vorlegen.

Die Poller in der Fußgängerzone sorgten von Anfang an für Ärger: Einzelhändler und Anwohner bezeichneten sie als Katastrophe. Waren könnten nur zu bestimmten Zeiten angeliefert werden, ärgerten sich Geschäftsleute. Und Anwohner der Fußgängerzone waren sauer, weil sie ihre Einkäufe und ihr Urlaubsgepäck zwischen Auto und Wohnung hin- und herschleppen mussten. Da sich die Poller nicht für Taxis senken, müssen ältere und gehbehinderte Menschen zu Fuß zum Arzt oder zur Apotheke in der Freiheitstraße gehen.

Es gab und gibt aber auch andere Meinungen und Menschen, die froh sind, dass die Poller den Verkehr stoppen — wenn sie denn funktionieren. Denn in der Fußgängerzone wurde es viel ruhiger. Kinder können auch mal umherlaufen, ohne dass ihre Eltern ständig auf sie achten müssen. Und das Kaffeetrinken vor den kleinen Cafés ist um einiges gemütlicher geworden, seitdem Lieferwagen nicht mehr im Millimeterabstand an den Tischen und Stühlen vorbeifahren.

Obwohl der Verkehr in den vergangenen Monaten in der Fußgängerzone deutlich zugenommen hat, halten sich die Beschwerden im Rathaus (noch) in Grenzen. „Wen wir erwischen, machen wir darauf aufmerksam, dass er außerhalb der Lieferzeiten in der Fußgängerzone ist“, sagt Kirsten Kaufung, Leiterin des Ordnungsamtes. Wiederholungstäter müssen blechen.

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