Mehr Sicherheit im Altenheim

Sturzunfälle gehören zu den häufigsten Unfällen. Ein Trainingsprogramm für Senioren soll das Risiko mindern.

Kreis Mettmann. Es war nur eine kleine Unachtsamkeit, die Helene Jansen (Name geändert) in ihrem Zimmer ins Straucheln brachte. Die 74-jährige Seniorin hatte einfach die abgestellte Handtasche neben dem Sofa vergessen und übersehen. Der Sturz verlief noch glimpflich, weil Helene Jansen auf das Sofa fiel.

Trotzdem blutete sie stark aus der Nase, als sie von einer Altenpflegerin gefunden wurde. "Natürlich muss in so einem Fall auch der Arzt informiert werden", sagt Lidia Martel, Pflegeleiterin im Caritas-Altenstift "Vinzenz-von-Paul-Haus" in Mettmann.

Mit zunehmendem Alter nimmt naturgemäß die Reaktionsfähigkeit des Menschen ab, was zu einem erhöhten Sturzrisiko führt. Etwa ein Drittel der über 65-Jährigen stürzt mindestens einmal im Jahr. "In Altenheimen stürzt etwa jeder zweite Bewohner mindestens einmal im Jahr", sagt Lidia Martel. "Es sind die häufigsten Unfälle in Altenheimen." Über jeden Sturz, der bekannt wird, fertigen die Pflegemitarbeiter ein Protokoll an.

Jeder 25. Bewohner eines Pflegeheims erleidet zudem einmal im Jahr eine Hüftfraktur. Die Operations- und Rehabilitationskosten bei einer Hüftfraktur betragen pro Person weit über 10.000 Euro. Für die AOK Rheinland/ Hamburg also ein Grund, sich an der NRW-Landesinitiative "Sturzprävention bei Senioren" zu beteiligen. Die Krankenkasse bietet jetzt Mitarbeitern von neun Seniorenheimen im Kreis Mettmann entsprechene Schulungen an, damit diese ein gezieltes Kraft-Balance-Training in ihren Häusern anbieten können.

Denn wurden Stürze von alten Menschen früher als unabwendbares Schicksal betrachtet, ist heute wissenschaftlich bewiesen, dass viele Stürze durch Vorbeugung verhindert werden können. Dafür braucht man keine Medikamente oder Hormone, sondern vor allem Training für Körper und Geist.

"Es gibt bei uns jeden Wochentag eine Gymnastikgruppe, die dazu beiträgt, dass die Senioren die Angst vor erneuten Stürzen verlieren", so Lidia Martel. Mit dem neuen Kraft-Balance-Training sollen besonders sturzgefährdete Menschen sicherer gemacht werden.

Doch der Teufel steckt im Detail. Da die Senioren auch Vertrautes ins Heim mitbringen können, kann der heimische Teppich schnell zur Stolperfalle werden. Und auch die lieb gewonnenen Pantoffeln bietet nicht immer genügend Sicherheit. "Viele Senioren müssen auch Medikamente einnehmen, die die Wahrnehmung oder Motorik beeinträchtigen", so Lidia Martel.

Die Suche nach Gefahrenquellen im Altenheim hört nicht auf. Regelmäßig kommt ein Sicherheitsingenieur zur Kontrolle. Caritas-Heimleiter Roland Spazier versucht bei jeder Renovierung, die in dem 28 Jahre alte Haus ansteht, die Sicherheit für die Senioren zu verbessern. "Das sind nicht unerhebliche Investitionen. Für den Badbereich benötigt man besondere Fliesen. Das fängt dann bei 50 Euro pro Quadratmeter an", sagt Roland Spazier.

Oder es sind mal eben 180 Euro für zwei Kilogramm einer speziellen Signalfarbe, mit denen die Treppenstufenkanten markiert werden. "Wir bekommen immer wieder zu hören, dass wir Energie verschwenden, weil ständig das Licht im Haus brennen würde. Natürlich ist das so, denn auch eine gute und vollständige Beleuchtung sorgt für die nötige Sicherheit auf den Fluren", so Roland Spazier, der aber vor dem Hintergrund steigender Energiekosten über den Einsatz von Bewegungsmeldern nachdenkt.

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