Lernen im Chatroom statt im Klassenzimmer

In der Schule wird der Computer noch wichtiger, sind sich Schüler sicher.

Langenfeld. Stellen Sie sich vor: Es ist Schule und keiner geht hin. Stattdessen sitzen die Schüler zu Hause vor ihrem Computer. Ihren Lehrer sehen sie per Videokonferenz. Und er sieht sie.

Eine Vision, wie sich Selin Yazicilar (15) aus der 9d des Konrad-Adenauer-Gymnasiums Langenfeld die Schule im Jahr 2025 vorstellen kann. Einer ihrer Klassenkameraden fügt im Scherz hinzu: „Und den Lehrer kann man auf stumm schalten.“

Wer doch mal zum Unterricht in die Schule muss, checkt auf dem Schulgelände mit einer Scheckkarte ein, auf der sämtliche Daten gespeichert sind. Hausaufgaben kommen per E-Mail. E-Books und das Internet ersetzen Schulbücher.

Die Ideen der Neuntklässler, wie Schule in dreizehn Jahren aussehen wird, sind erstaunlich bodenständig. Sie befürchten vor allem, dass der Druck auf die Schüler in Zukunft weiter steigt. Laura May (15) kann sich etwa ein Abitur in elf Jahren vorstellen mit entsprechend längeren Schultagen.

„Damit man eher auf dem Arbeitsmarkt ist“, sagt sie. Samstagsschule wird wieder eingeführt, denkt Fabian Heydemann (14).

Und Henning Wentzien (14) kann sich vorstellen, dass Sprachen wie Chinesisch oder Wirtschaftswissenschaften Lernschwerpunkte werden könnten.

„Der Leistungsdruck wird zunehmen“, glaubt Christoph Struck (15). Denn das Bildungsniveau in China und Indien steige stetig.

Der Wunsch nach einer Wohlfühlumgebung zum Lernen ist jedoch stark. Samantha Albrecht (14) denkt da an mehr Pausen und besseres Essen. „Außerdem gibt es bestimmt nicht mehr so unbequeme Stühle, sondern eher Sessel“, überlegt sie.

Lehrer haben ihren eigenen Klassenraum, den sie individuell einrichten können. Davon ist Felix Jackstädt (14) überzeugt. Und viele glauben fest an das Comeback von Gesamtschulen. Besonders ernüchternd klingt die Vision von Christoph Struck: „Es wird sich sicher nicht so viel ändern, denn Veränderungen kosten Geld.“

Keine große Überraschung für Marc Beine, der in der Klasse Politik unterrichtet. Viel wichtiger als die Entwicklung der Inhalte sei die Sinnfrage: Warum gehen wir in die Schule? „Das Klima muss besser werden“, betont der Lehrer, der 2025 übrigens bereits pensioniert sein wird.

Erreichbar sei das durch zwei Dinge: weniger Schüler pro Lehrer und ansprechendere Schulgebäude, in denen man sich wohlfühlt. „Für Schule sollte viel mehr Geld ausgegeben werden“. Die skandinavischen Länder seien da Deutschland weit voraus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort