Zwei Tage sind Winzern zu wenig

Sie würden künftig gerne schon am Freitag den Verkauf starten.

Zwei Tage sind Winzern zu wenig
Foto: Matzerath

Langenfeld. Ein bisschen Oktoberfest im September — das gibt es in Langenfeld jedes Jahr seit 1985. Vereinzelt hatten sogar ein paar fesche Dirndl zum Schoppenfest auf dem Marktplatz gefunden, bei dem freilich kein bayrisches Bier, sondern Wein aus diversen deutschen Anbaugebieten durch die Kehlen floss. Was einst in der so genannten Schoppengasse sehr klein unter Federführung des ehemaligen Buchhändlers Julius von Bukowski begonnen hatte, ist zum Selbstläufer geworden. Und es ist gewachsen. Nicht zur Freude aller Besucher, übrigens.

Da klagte Holger Bremser, ein großer Fan dieses Weinfestes, früher sei das schöner gewesen, ruhiger und kommunikativer. Dennoch ist das Schoppenfest für ihn jedes Jahr ein Muss: „Mal eine Veranstaltung, die nix mit Karneval und Schützen zu tun hat und auch nicht politisch motiviert ist“, sagte er beim feinherben Weißen zu Bratkartoffeln mit Heringsstipp. „Ich mag das hier.“ Wobei zumindest die Aussage zum Karneval nicht ganz stimmt, war doch Marita Köllner alias „Et fussich Julchen“ am Samstagabend, als der Regen einsetzte, ganz in ihrem jecken Element.

Ira und Heiner Cermann kommen gerne, aber auch sie vermissen ein bisschen die frühere Gemütlichkeit und passende traditionelle Musik dazu. „Heute ist das schon sehr kommerziell“, sagte das Langenfelder Paar. Wenngleich die beiden mit Bremser schwärmten: „Die Weine sind hier wirklich alle sehr gut.“ Und es sei schön, einen Plausch mit seinem Hauswinzer am Stand zu halten und die neuesten Tropfen zu probieren. Indes mit Dornfelder, Riesling, Spätburgunder, Portugieser und Gewürztraminer ist es nicht ausschließlich getan. „Man muss sich auch schon mal was Neues einfallen lassen“, merkte Birgit Schnell vom Weingut Schnell aus Flonheim in Rheinhessen an, die seit vielen Jahren nach Langenfeld kommt.

Deshalb stand auch diesmal unter anderem ein Holunderblüten-Secco auf der Karte. „Das mögen besonders die Jüngeren“, sagt sie. Während die Älteren begeistert zum Federweißen griffen. Für sie und ihren Mann Hansjörg ist der Marktplatz genau das richtige Pflaster, um die vielen Kunden aus dem Rheinland zu treffen. „Nur der Freitagabend, den sollte man unbedingt dem Schoppenfest zuschlagen“, sagt sie. „Für zwei Tage ist der Aufwand für uns so groß. Man hat uns allerdings gesagt, das ginge wegen des Wochenmarktes nicht. Aber vielleicht kann man ja einmal im Jahr eine Ausnahme machen.“ Den Bürgern würde es sicher gefallen. Die trafen sich schon am Samstag-Vormittag an Bier- und Stehtischen und probierten die neuesten Jahrgänge von Nahe, Baden, Franken, Mosel, Pfalz, Rheingau, Rheinhessen und Württemberg, aßen dazu elsässischen Flammkuchen und genossen, dass es trocken war. Die Freundinnen Jenny (33), Tina (40) und Gitta (55) glühten am frühen Abend zu Live-Musik stilvoll vor. „Wir kommen immer, jedes Jahr, und werden immer nass“, erklärte die vergnügte Jenny. Sie meinte von oben und außen, nicht von innen. Vom Rosé hatten die Damen sich schon zum Sekt vorgearbeitet und kündigten an, noch in Weiß- und Rotwein zu schwelgen, ehe sie nach Hause gehen würden. „Passt schon alles gut“, verkündeten die Damen. Man warte jetzt noch auf den Rest der 20 Mann starken Truppe. Und auf flottere Musik.

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