Langenfeld/Monheim So bemühen sich die Städte um ein besseres Klima

Langenfeld/Monheim. · Kommunen und Bürger können zusammen viel erreichen: mit Blühstreifen, grünen Dächern und der Abkehr von Steingärten.

 Verena Wagner und Jens Hecker haben ein Herz für Insekten: Diese fühlen sich in den Blühstreifen in Wolfhagen sehr wohl.

Verena Wagner und Jens Hecker haben ein Herz für Insekten: Diese fühlen sich in den Blühstreifen in Wolfhagen sehr wohl.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Spätestens seitdem die Sommer 2018 und 2019 gezeigt haben, dass der bislang mehr theoretisch bekannte Klimawandel uns mit Hitze und Überschwemmungen direkt vor Ort treffen, gehört die „Verbesserung des Stadtklimas“ zu den Zielen kommunaler Daseinsfürsorge. Politiker forderten Klimakonzepte, die Verwaltungen reagierten pragmatisch, verwiesen auf bereits in der täglichen Praxis geübte Umweltschutz-Abwägungen und begannen – wo es möglich war – mit Sofortmaßnahmen. „Bei Planungs- und Neubauvorhaben ist das Klimaschutzmanagement seit langem mit eingebunden, und neben der energetischen Betrachtungsweise ist die klimatische Auswirkung immer ein Aspekt der Planung“, erinnert der Monheimer Klimaschutzmanager Georg Kruhl an die bereits bewährte Praxis.

Aktuell sind in der Gänselieselstadt zwei spezielle Förderprogramme in Arbeit, eines davon soll Hausbesitzer zur naturnahen Gartengestaltung ermuntern. Statt der zunehmenden Steingärten hofft Kruhl auf insektenfreundliche, heimische Gehölze und Gewächse. Auch kleine Biotope sind erwünscht. Mit einer bis zu achtzig prozentigen Absenkung der Abwassergebühr sollen zusätzlich Gründächer von mindestens 1,50 Quadratmeter gefördert werden, je nach Rückhaltevermögen der begrünten ­Fläche.

Eine Querschnittsaufgabe für alle Bereiche der Stadtverwaltung

Für Jens Hecker, den Klimaschutzkoordinator im Langenfelder Rathaus, ist Klimaschutz eine Querschnittsaufgabe aller Verwaltungsbereiche, die kontinuierlich angepasst werden muss. Auch in Langenfeld nimmt die Begrünung von Dächern Fahrt auf. „Wir konnten in den vergangenen Monaten fast 200 Quadrtmeter Dachbegrünung fördern, über 500 Quadratmeter sind insgesamt beantragt“, zieht Hecker ein erstes Fazit. Durch Retentions- und Verdunstungseffekte begrünter Dächer soll der Abfluss des Regenwassers zeitlich verzögert und verringert und somit ein Beitrag zur Entlastung von Kanalisation, Kläranlage und Vorflutern geleistet werden. Es gilt, die sommerliche Hitzebelastung in dicht besiedelten und stark versiegelten Stadtbereichen zu verringern, die Staubbindung zu verbessern und die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen. 100 000 Euro hat im Juli 2019 der Rat der Stadt Langenfeld als Fördersumme für Dachbegrünung beschlossen. Gefördert wird die Anlage von extensiven Dachbegrünungen im Wohn- und Gewerbebau in Langenfeld mit bis zu 50 Prozent der förderfähigen Kosten. Maximal 15 Euro pro Quadratmeter und 3000 Euro pro Dachfläche.

Überregionale Aufmerksamkeit fand die Idee, Wartehallen nach niederländischem Vorbild zu begrünen, „hoffentlich noch 2020“. Die Blühstreifen an den Langenfelder Ackergrenzen wird es auch 2020 geben; Startschuss für dieses Projekt war am Donnerstag eine Aussaat auf der Wiese in Wolfhagen, auf der im Dezember letzten Jahres 30 regionale Obstbäume gepflanzt worden sind. Ein großes Potential zur Klimaoptimierung bieten die vielen Flächen der Stadt, die Hecker und sein Team sukzessive auf ihre Eignung prüfen werden. „Wir werden sie nicht der Natur alleine überlassen, das heißt, die Pflege wird angepasst, in schonender Form“, erklärt Verena Wagner vom ­Klimaschutz-Team.

Statt acht Mal im Jahr mit dem Großgerät zu mähen, werden die Flächen insektenschonend mit dem Balkenmäher gekürzt. Zudem bleiben Teile ungeschnitten, damit die Insekten aus den gestutzten Bereichen dorthin „flüchten“ können. „Damit orientieren wir uns quasi an der früheren Heubeweidung. In solchen Flächen ohne Pestizide, mit wenig Werkzeugeinsatz und kontinuierlicher Beweidung erwuchs die Artenvielfalt“, erklärt Hecker.

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