Weichgespültes bei Podiumsdiskussion der Bürgermeisterkandidaten

Wer beim ersten Aufeinandertreffen der Bürgermeisterkandidaten am Mittwochabend Deftiges erwartete, der wurde enttäuscht. Heiße Themen wie das Sportstättenkonzept wurden gar nicht erst diskutiert.

Monheim. Sechs Kandidaten für das Bürgermeisteramt im voll besetzten "Pfannenhof". Das klingt nach einem garantiert munteren Schlagabtausch. Und es ist das erste Aufeinandertreffen. Entsprechend gespannt sind an diesem Mittwochabend die Zuschauer. Reibungspunkte gibt es genug in Monheim. Doch was in den folgenden rund 100 Minuten passiert erinnert eher an Weichspülung. Da fehlen die Kanten. Vielleicht liegt es ja auch am Korsett der Werbegemeinschaft Treffpunkt als Veranstalter. Die will vor allem eine Diskussion über den Wirtschaftsstandort. Doch spätestens beim Liebesakt wird jedes Korsett aufgeschnürt. Aber genau diese Leidenschaft fehlt an diesem Abend.

Da wird, locker moderiert von Thomas Spekowius (Wochenanzeiger), über den Rheinpark und IMR geredet. Und es kommt fast schon Harmonie auf. Man sei doch gemeinsam gegen das Unternehmen mit Blick auf Staub- und Lärmbelastung. Der Schwarze Peter geht an Bürgermeister Thomas Dünchheim. Der habe nicht mit offenen Karten gespielt bei der Vorstellung des Unternehmens. Und die laufende Unterschriftenaktion von Mitarbeitern der Bahnen komme doch reichlich spät. Und überhaupt: Bei der BSM müsse man sich keine zu großen Sorgen wegen eines Stellenabbaus machen. Das Thema IMR wird mehr als eine halbe Stunde durchgekaut - ohne Neuigkeiten. Doch bei all der Zeit schaffen es die sechs Kandidaten, dass nicht einer von ihnen mal darauf zu sprechen kommt, dass IMR auch etwa 60Arbeitsplätze gebracht hätte.

Brauchen wir das das Rathaus-CenterIII? Es sind die gewohnten Positionen. Tim Brühland (CDU) und Daniel Zimmermann (Peto) votieren einmal mehr dafür. Ursula Schlößer (SPD), Marion Prondzinsky (früher CDU, jetzt parteilos von der FDP nominiert) und Andrea Stamm (Grüne) bleiben skeptisch. Thomas Kuhl (früher CDU, jetzt parteilos) schließt sich an. "Es ist alles gesagt - aber nicht von jedem", hat Daniel Zimmermann die Lacher auf seiner Seite und trifft damit auch einen Kern des Diskussionsabends. Längst bekannte Positionen werden immer wieder aufgewärmt.

Lediglich Thomas Kuhl sorgt für Neuigkeiten. Das liegt aber nicht an seiner Schlagfertigkeit. Es ist schlicht die Tatsache, dass er kein Partei-Sprachrohr hat. Deshalb ist seine Meinung noch weitgehend unbekannt. Doch seine Ansichten werden sich am Ende des Abends ganz sicher nicht eingebrannt haben in die Erinnerungen der Zuschauer. Denn letztlich bleibt auch er ohne Kanten. Es ist, als ob sich die sechs Kandidaten nur beschnuppern.

Die Besucher dürfen auch Fragen stellen. Doch es ist bezeichnend, das der Part bereits nach 20Minuten abgehakt ist. Immerhin: Thomas Spekowius beschert noch einen witzigen Ausklang. "Wenn Sie entscheiden müssten, wer von Ihnen City-Manager wird: Wen würden Sie bestimmen?" verlangt er von jedem Kandidaten eine Nominierung. Ursula Schlößer und Thomas Kuhl wollen nicht mitspielen. Denn keiner hätte die Qualifikation dazu. Von daher könne man auch niemanden nennen. Die anderen vier haben mehr Humor. Daniel Zimmermann schlägt Marion Prondzinsky vor, weil sie "ziemlich gute Kontakte hat". Diese wiederum nominiert den Peto-Kandidaten, dem sie "Innovation" zutraut. Andrea Stamm schickt Ursula Schlößer wegen ihres "langen Atems" ins Rennen. Tim Brühland favorisiert Thomas Kuhl, "weil der sich als Parteiloser durchkämpfen muss. Und das muss auch ein City-Manager".

Dann ist es zu Ende, dieses erste Aufeinandertreffen der sechs Kandidaten. Ein so heißes, aktuelles Thema wie das Sportstättenkonzept wird noch nicht einmal ansatzweise angesprochen. Und während die ersten Zuschauer gehen, sitzt da ein zufrieden blickender Claus Koßmann. Der wird immer noch als möglicher siebter Kandidat gehandelt. Eine Gruppe von Monheimer Unternehmern überlegt, den 50-jährigen Personalberater aufzustellen. Und nach diesem Abend ist die Entschlossenheit dazu sicher nicht gesunken.

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