Wehr bangt um Nachwuchs

Monheims Feuerwehr muss auf der Suche nach Freiwilligen neue Wege gehen.

Monheim. „Ich habe vor 40 Jahren den Weg zur Freiwilligen Feuerwehr gesucht“, sagt der Wehrleiter und Brandamtsrat Werner Opherden. Er wollte nicht zur Bundeswehr und hat sich damals für zehn Jahre bei der Freiwilligen Feuerwehr verpflichtet. Eine schöne Zeit, sagt er. Das war einmal.

Die Wehrpflicht ist weggefallen und damit die Möglichkeit, sich bei der Feuerwehr auf Zeit als Wehrersatzdienst zu verpflichten. „Die Mitgliederwerbung wird nicht einfacher“ so Opherden. Nicht nur die Zivis brechen weg, auch die Freiwilligen der Feuerwehr könnten schrumpfen.

„131 Wehrleute hatten wir im vergangenen Jahr insgesamt, da viele Hauptamtliche auch bei den Freiwilligen sind, kann die Zahl der Freiwilligen nicht genau beziffert werden“, sagt Opherden, „Wie es mit dem Wegfall der Bundeswehr für uns weiter geht, wissen wir nicht“. Das sei ein Problem, das alle Städte inzwischen hätten.

Bundestagsabgeordneter Peer Steinbrück (SPD) informierte sich in der vergangenen Woche in der Feuer- und Rettungswache an der Paul-Lincke-Straße. Wehrleiter Opherden lag das Thema, dass es immer schwerer werde, Freiwillige zu finden, besonders am Herzen. „Die Lebenssituation ist anders geworden“, sagt Opherden. Nach der Schule gingen die jungen Menschen zum Studium in andere Städte, würden ihren Heimatort ganz verlassen.

Die Feuerwehr Monheim hat eine bewegte Geschichte. 1897 wurde sie gegründet. Eine Handvoll Männer fanden sich zusammen. Ledereimer waren damals im Einsatz. „Die erste richtige Wache entstand Am Kradepohl, dort ist die DRK jetzt beheimatet“, sagt Torsten Schlender, Stadtbrandinspektor und Sprecher.

Es sei eine schwierige Zeit gewesen. Die Wagen waren ringsum verstreut. Im Betriebshof stand die Drehleiter, im Pfannehof Löschfahrzeuge. „Immer musste die Feuerwehr erst zum Kradepohl, Schlüssel holen, und dann konnte sie ausrücken. Es war der Anfang des Rettungsdienstes“, sagt Schlender.

1982 wurde die neue Rettungswache eingeweiht. Vielen erschien sie damals zu groß. „Heute ist sie schon zu klein. Manche von den 25 Fahrzeugen stehen im Freien“, sagt Schlender. 2010 gab es über 5.000 Einsätze, ein Brandstifter trieb im Frühjahr sein Unwesen. Gefasst wurde er bislang noch nicht. Das sei eine belastende Zeit gewesen, sagt Schlender. Es gab viel zu tun für Hauptamtliche und Freiwillige.

Obwohl die Freiwilligen aus der Wehr nicht wegzudenken seien, gäbe es nach wie vor Probleme. Nicht jeder Arbeitgeber ist begeistert, wenn sein Arbeitnehmer bei der Freiwilligen Feuerwehr ist.

„Da ist beispielsweise ein kleiner Handwerksbetrieb. Mitten im Kundengespräch wird der Angestellte zum Brand gerufen. Er fällt dann aus“, sagt Schlender. Zwar gebe es einen Anspruch auf Lohnersatz, den die Stadt zahlt, doch manchmal sei auch ein Auftrag weg. Der kleine Handwerksbetrieb habe oft das Nachsehen, denn der Kunde verstehe nicht immer, dass der Berater plötzlich einen Einsatz hat.

Eine Patentlösung, wie die Wehr die Freiwilligen an sich binden kann, wissen weder Peer Steinbrück noch Werner Opherden. „Wenn es Vergünstigungen für das Ehrenamt gäbe, könne das einen Anreiz schaffen“, sagt der Wehrleiter.

„Wir versuchen, neue Leute auch über die Jugend zu finden. Wer in der Jugendfeuerwehr ist, hat auch Spaß, bei der Freiwilligen Feuerwehr einzutreten. Gute Kondition ist eine Voraussetzung. Und auch durch Mund-zu-Mund-Propaganda finden wir weitere Leute“, so Schlender. Und wer das Feuerwehrfest am zweiten Septemberwochenende besucht, kehrt Heim in der Erkenntnis, bei der Freiwilligen Feuerwehr eine sinnvolle Aufgabe gefunden zu haben.

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