Wegbegleiter am Lebensende

48 Langenfelder leisten ehrenamtlich Sterbebegleitung. Die WZ hat mit einer Helferin gesprochen.

Langenfeld/ Monheim. Rita Valder schlägt ihr kleines Buch auf. Hinter allen Adressen, Namen und Daten verbergen sich die Geschichten von Menschen, denen sie geholfen hat, mit dem eigenen Tod oder dem eines nahen Angehörigen umzugehen. Seit fünf Jahren arbeitet sie ehrenamtlich für die Hospizbewegung St. Martin in Langenfeld. „Die meisten Ehrenamtlichen haben selbst jemanden verloren“, sagt sie. Auch bei ihr war es so.

Vor zehn Jahren starb ihr Mann. Hilfe und Trost fand die pensionierte Grundschullehrerin bei der Hospizbewegung. Und diese Erfahrung möchte sie weitergeben. Während sie erzählt, blicken ihre Augen ihr Gegenüber unverwandt an. Es ist ein klarer, warmer Blick.

Um als Ehrenamtlicher eine Sterbebegleitung machen zu können, muss man zunächst einen Lehrgang absolvieren. Etwa zehn Stunden sind es, die professionelle Referenten gestalten. Erste wichtige Lektion: „Lege deine Hand nicht auf die Hand deines Patienten, sondern darunter.“

Und dann war es das mit Theorie. Eine Sterbebegleitung lässt sich nicht in feste Muster pressen. Sie ist immer anders. Bei der Frage, wie sie den Anfang macht, muss Rita Valder überlegen. Dann lacht sie. „Das weiß ich nicht wirklich. Es kommt immer auf die Situation an.“

Sie ist selbstsicher. Und sie ist bescheiden. Rita Valder will auch auf keinen Fall auf ein Foto für die Zeitung. „Ich bin nur eine von vielen und möchte nicht in den Vordergrund.“

Die meisten Sterbebegleitungen beginnen mit einem Anruf im Büro des Hospizvereins. Angehörige melden sich und bitten um Hilfe. Dann treffen sie sich mit einer der Koordinatorinnen. Diese suchen einen Ehrenamtler aus, der auf Patienten und Angehörige passt.

„Bei mir hat es bisher immer gepasst“, sagt Rita Valder und überlegt dann doch nochmal. „Naja, der Mann einer Patientin war mal höchst skeptisch beim ersten Gespräch. Und irgendwann spürte man den Knoten platzen. Er lachte und sagte: ‚Sie sind ja eigentlich doch schwer in Ordnung’.“

Die Hospizbewegung wurde 1995 von Schwester Mediatrix gegründet. Heute hat der Verein 550 Mitglieder und 48 Ehrenamtler, die allein im vergangenen Jahr 82 Sterbebegleitungen durchführten. Das heißt aber für die Helfer: 82 Tote zu beklagen.

Für Rita Valder heißt das: Sie begleitete in fünf Jahren Ehrenamt zehn Sterbende, zu denen sie in der Zeit vor deren Ableben eine gewisse Bindung aufgebaut hatte. Immerhin verbringt sie mehrere Stunden in der Woche damit, sich mit Angehörigen zu unterhalten oder bei den Patienten zu bleiben.

Dann kann die Familie sich eine Auszeit nehmen. Man muss mit einer guten Mischung aus Gefühl und Verstand an eine Sterbebegleitung herangehen. „Mir hilft es immer, wenn die Menschen vor dem Tod mit sich selbst im Reinen sind“, sagt Rita Valder. Ihr tiefschürfendstes Erlebnis war es, den Tod eines Herrn im Altenheim zu begleiten. „Als er gestorben war, begann er zu strahlen. Und da wusste ich, dass alles in Ordnung war.“

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