War Monheimer Imam ein Spitzel?

Der Mann soll unter dem Dachverband Ditib einen Hildener Verein ausspioniert haben. Die Gerüchte geben den Gegnern der Moscheepläne neues Futter.

War Monheimer Imam ein Spitzel?
Foto: Ralph Matzerath

Monheim. Die Unruhe in der muslimischen Gemeinde in Monheim ist spürbar. Gerade durch das Schweigen der Menschen, die sonst eher gesprächsbereit sind. Oder durch die, die etwas sagen, aber nicht genannt werden wollen. Das Thema ist heikel.

Was ist geschehen? Die Nachricht, dass der inzwischen abberufene Imam S. vermutlich den Hildener Bildungsverein Hand-in-Hand und dessen Vorsitzenden Bekir Arslan bespitzelt haben soll, schlägt ein. Einen Spitzelbericht soll er eigenhändig unterschrieben haben. Das NRW-Innenministerium will weder bestätigen noch dementieren, dass auch der Hildener Verein von Imamen des Dachverbands Ditib bespitzelt wurde. „Das machen wir grundsätzlich nicht“, sagte ein Sprecher. Dennoch: So recht weiß in Monheim angeblich keiner, warum der Imam am 31. Januar nach nur anderthalb Jahren wieder in die Heimat zurückgegangen ist.

„Familiäre Gründe, so lautet die offizielle Sprachregelung“, sagt Bürgermeister Daniel Zimmermann. „Warum sollte er das getan haben?“, fragen Mitglieder des Moscheevereins, die nicht zitiert werden wollen. Offizielle Vertreter des Vereins sind weder telefonisch noch per E-Mail zu erreichen. Die Gemeinde hat einen neuen Imam. Sitki Elyildirim ist am 7. Februar angekommen.

Bürgermeister Zimmermann (Peto), der wegen der Gratis-Überlassung von Grundstücken an die beiden muslimischen Gemeinden in Monheim in der Kritik steht, lässt der Spitzelvorwurf unbeeindruckt. „Das Thema wird zu hoch gehängt“, versteht er die in seinen Augen übertriebene Aufregung um die Vorwürfe nicht. Er selbst wertet den Vorgang zwar auch als Denunziation. Doch ob dies strafrechtlich relevant ist, bezweifelt er.

Zimmermann wird nach eigenem Bekunden an den Verträgen festhalten, da er sie mit dem Monheimer Moscheeverein und nicht mit dem von Ankara kontrollierten Dachverband Ditib geschlossen habe. Die Opposition im Stadtrat indes sieht sich in ihrer Kritik an dem Grundstücksgeschäft bestätigt. „Ich kenne den Fall nicht und möchte ihn auch nicht kommentieren“, sagt CDU-Chef Markus Gronauer. „Aber er bestätigt meine Vorbehalte.“ Werner Goller von der SPD bedauert den Vorfall. „Für die Monheimer Gemeinde tut es mir leid. Das ist ein herber Schlag.“ Er habe die Gemeindevorsteher bislang als sehr glaubwürdig erlebt. „Allerdings bestärkt es uns in der Auffassung, dass Verträge mit Ditib-Gemeinden nicht infrage kommen, weil sie vom türkischen Staat abhängig sind.“ Goller ist gespannt auf die nächste Ratssitzung. Dort wird das von der Opposition angeschobene Bürgerbegehren zum Moscheebau noch einmal Thema sein.

Bernd Wehner, katholisches Mitglied im Gesprächskreis „Christen treffen Muslime“, hält den Vorgang für ein Unding. „Wir haben in Monheim so gute Kontakte zu den muslimischen Gemeinden. Das hätte ich nicht erwartet.“ Im nächsten Gesprächskreis will er das thematisieren. Ursula Budde, Vorsitzende des katholischen Pfarrgemeinderats in Monheim, ist ebenfalls überrascht. „Ach. Der junge Imam?“, fragt sie. Sie hat ihn in den Gesprächskreisen erlebt, ihn als wach und interessiert empfunden. „Allerdings haben wir nur über theologisch-religiöse Dinge gesprochen. Politik war für die muslimischen Teilnehmer meistens tabu.“

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