Wahrzeichen zerfällt in Schutt

Die Sprengung des Schornsteins besiegelt den Abriss der alten Monheimer Brauerei. Feuerwehr schützte das Krankenhaus.

Monheim. Gespannte Stille in der Monheimer Altstadt. Rot-weißes Absperrband flattert leise knisternd im Wind. Ein Pulk Schaulustiger mit Kameras hat sich an der Kreuzung gesammelt, wartet auf den spektakulären Knall: Der Schornstein der stillgelegten Brauerei Peters und Bambeck wird gesprengt.

Doch bis auf das Signal des Sprengmeisters aus einem Presslufthorn ist der Abbruch am Samstagmittag ein geradezu stilles Ereignis. Nur ein kurzer, dumpfer Schlag hallt vom Schlot herüber. Das Publikum zuckt nicht einmal.

Dann neigt sich der Schornstein gemächlich zur Seite. Auf halbem Weg reißt das Mauerwerk in der Mitte durch. Mit dem trockenen Aufwallen einer Staubwolke endet ein Stück Monheimer Industriegeschichte.

„Es war eine große Dorfbrauerei“, erinnert sich Josef Lambertz, einer von 250 Zuschauern. Als Kind habe er an der Brauerei gespielt. Brauerei-Nachbarin Martina Pophal-Albig haben die Backsteingebäude gefallen. „Als uns bei einer Geburtstagsparty mal das Bier ausging, haben wir mitten in der Nacht gegenüber neues geholt,“ erinnert sich die Wahl-Monheimerin.

Übrig bleibt von dem 25 Meter hohen Schlot nur Schutt. „Der war genauso hoch wie unser Brauereibrunnen tief war“, erinnert sich der frühere Inhaber Hanns Bambeck. Sein Leben war mit diesem Betrieb verbunden, einer Brauerei in der sechsten Generation.

Der letzte Schritt, der Abriss, sei für ihn nicht der wehmütigste Moment: „Mit der Entscheidung kam die Emotion“, erinnert sich der Unternehmer. Vor sechs Jahren wurde zum letzten Mal Bier gebraut. Ein Jahr später waren die Maschinen nach Minsk verkauft. Der letzte Braumeister, Rolf Goebbels, war noch einige Male nach Weißrussland gefahren, um den Betrieb der neuen Besitzer zu instruieren.

Der Verkauf des Grundstücks gestaltete sich schwieriger. Der Kaufvertrag stand unter dem Vorbehalt, dass Baurecht geschaffen werden konnte. Weil die Stadt das lange versagte, lag das Gelände sechs Jahre lang brach.

Zwei Tage waren Sprengunternehmer Wilhelm Witzgall und sein Team mit den Vorbereitungen beschäftigt. Lange Schlitze stemmten sie in das Mauerwerk, füllten Sprengstoff in Bohrlöcher. Riesige, leere Container rechts und links der Sprengstelle sollten Splitter von der Nachbarschaft abhalten. Ein weiterer Schutz stand am Samstag am St. Josefs Krankenhaus — vor dem Behälter mit flüssigem Sauerstoff.

Die Absperrmaßnahmen rund um das Grundstück waren in den Tagen vor der Sprengung in die Kritik geraten. In der erklärten Absicht, die Zahl der Zuschauer gering zu halten, hatte die Stadt darum gebeten, die genauen Uhrzeit der Sprengung zu verschweigen. Gegenüber der WZ nannten Anwohner die Anweisungen „chaotisch“.

Am Samstag sorgen Polizei und Ordnungsamt für leere Straßen. Sogar Udo Jündken vom Sprengteam bekommt ein Knöllchen, als er seinen Pkw kurz in der Nähe abstellte. Der Löschzug der hauptamtlichen Feuerwache hält sich am Krankenhaus bereit. „Eine reine Vorsichtsmaßnahme“, erklärt Torsten Schlender von der Einsatzleitung. Schwierigkeiten seien nicht erwartet worden.

Auf dem alten Brauereigelände sollen 36 Stadthäuser entstehen. „Der Vertrieb beginnt jetzt“, sagt Leonard Grischkowski von der Firma Imwest: „Das Gelände soll nicht nochmal so lange brach liegen.“

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