Wackelnde Grabsteine sichern

In diesen Tagen lässt die Stadt auf dem Waldfriedhof wieder die Gräber kontrollieren.

Langenfeld. Steinmetz Werner Ruth stemmt sich gegen einen großen grauen Grabstein aus Granit. Schafft er es, ihn zum Wackeln zu bringen? Keine Chance. Der kräftige Mann bewegt den Stein keinen Millimeter. „So muss das sein“, sagt Werner Ruth und erklärt: Dieser Stein habe vermutlich ein Fundament von etwa zwei Metern und sei fest betoniert. „Der wird nicht nur heute, sondern für Jahrzehnte halten.“

Der Steinmetz wurde von der Stadt Langenfeld mit der jährlichen Grabsteinkontrolle auf dem Waldfriedhof in Wiescheid beauftragt. Sollten welche wackeln, werden die Nutzungsberechtigten informiert, um für Standfestigkeit zu sorgen.

Nur wenige Meter von dem bombenfesten Granitstein entfernt sieht die Lage ganz anders aus. Ein etwa gleichgroßer Stein, schätzungsweise 400 Kilogramm schwer, wackelt augenscheinlich schon bei wenig Berührung hin und her. „Man mag sich gar nicht vorstellen, was passiert, wenn sich zum Beispiel eine ältere Dame daran abstützt oder sich anlehnen möchte“, sagt Peter Koch, ebenfalls Steinmetz. In den vergangenen Jahren wurden Plaketten an den auffälligen Gräbern angebracht, in diesem Jahr notiert sich Koch die Namen auf dem Grabstein. Mitarbeiter Mariano Tedesco schaut auf dem Friedhofsplan nach der entsprechenden Grabnummer. Die Angehörigen des Familiengrabes werden dann später durch das Friedhofsamt informiert und zur Nachbesserung aufgefordert.

Um die Grabsteine wieder standfest zu machen, ist manchmal ein tiefer Griff ins Portemonnaie nötig. Nicht alle Hinterbliebenen sind dazu bereit. Wie überhaupt manch ein Grab sich selbst überlassen wird. „Hier auf dem Grabstein können wir sehen, dass die letzte Bestattung 1980 war. Und wenn man dann sieht, wie dieses Grab hier aussieht, Unkraut und Spinnennetze, dann können wir davon ausgehen, dass diese Stätte wohl sehr bald aufgelöst wird und die Angehörigen sicher nichts mehr investieren möchten“, sagt Koch.

Es sind vor allem die älteren Grabsteine, die zum Wackeln neigen. Der Grund dafür scheint plausibel: Die jüngeren, seit 1985 aufgestellten müssen rund zwei Meter tief fundiert sein. Ein weiterer Vorteil: Auch auf neue, frische Gräber können problemlos Steine gesetzt werden statt erst nach einigen Monaten. „Wichtig dabei ist es, solche Arbeiten von Fachleuten ausführen zu lassen und nicht am falschen Ende zu sparen“, rät Peter Koch.

Drei Grabreihen weiter stutzen alle drei Arbeiter. Ein Grabstein, ursprünglich eine Liegeplatte, wurde von den Angehörigen aufgestellt. Eine dilettantische Konstruktion hält den wackeligen Stein. Die Steinmetze drücken ein Auge zu. „Dieser Stein ist ja nicht sonderlich groß, das ist nicht so schlimm. Wäre er schwerer, müssten wir ihn direkt auf der Grabstelle ablegen, da eine unmittelbare Gefahr von ihm ausgehen würde.

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