Vom Kriegsende in Langenfeld

Der Arbeitskreis Geschichte der VHS hat einen Band über die Jahre 1940 bis 1945 veröffentlicht.

Langenfeld. „Am Vormittag des 2. März 1945 wurde bei einem Tieffliegerangriff auf einen fahrenden Zug das Haus meiner Schwiegereltern, Kaiserstraße 61, durch einen Volltreffer schwer getroffen. Das ganze massiv gebaute Haus wurde dabei bis auf die Grundmauern auseinandergerissen. Die sofort einsetzenden Bergungsarbeiten, in der Hauptsache einquartierte Soldaten, konnten leider von den acht Bewohnern nur Helmut Auweiler lebend bergen. Die übrigen waren tot, der kleine Rolf starb während der Bergung.“

Die erschütternde Schilderung stammt von einem Schwager der Familie, Johann Jansen. Sie ist enthalten in dem neuesten Band Langenfelder Chronik, der die Jahre 1940 bis 1945 umfasst und auf dem Titelblatt ankündigt: „Langenfeld im Zweiten Weltkrieg. So erlebte die Gemeinde Langenfeld das Ende der Nazidiktatur.“ Erarbeitet hat dieses knapp 300 Seiten umfassende Dokument im DIN-A-4-Format der Arbeitskreis Geschichte der VHS Langenfeld in Verbindung mit dem Bergischen Geschichtsverein.

Am Donnerstag wurde es von Referatsleiterin Juliane Kreutzmann und Günter Schmitz, der sich seit Jahren im Arbeitskreis engagiert, vorgestellt. Warum die letzten fünf Jahre der Nazizeit in einem Band verewigt wurden, erklärte Schmitz so: „Wir fanden eine unglückliche Quellenlage vor, waren auf den Bestand in Opladen angewiesen. Aber auch dort war nichts mehr vollständig erhalten, wir haben keine amtlichen Unterlagen gefunden, ein Stadtarchiv für diese Zeit war nicht vorhanden.“

Aber viele Details dieser Zeit waren in den Pfarrchroniken niedergelegt, die einen guten Einblick in das kirchliche Leben, aber auch über die täglichen Nöte der Bevölkerung und die Kriegseinwirkungen in Langenfeld gaben.

Und es gibt Erinnerungen von Zeitzeugen, zum Beispiel von Elisabeth Aschenbroich, die über die Verhaftung ihres Vaters durch die Gestapo berichtet, weil er als Landwirt Kartoffeln und Gemüse an Nachbarn und Freunde abgegeben hatte. Es gibt eine detaillierte Dokumentation der Bombenabwürfe von 1940 bis 1945 auf Langenfeld, mit Datum und Uhrzeit. 189 Spreng- und 1258 Brandbomben wurden auf Langenfeld abgeworfen, wobei elf Menschen ums Leben kamen und 26 verletzt wurden.

30 Häuser wurden total oder schwer, 622 leicht beschädigt. Die meisten Todesfälle in der Zivilbevölkerung waren in den letzten Kriegswochen, vor allem im April 1945, zu beklagen. Es gibt eine Dokumentation der Angriffe auf Langenfeld von der anderen Rheinseite aus. Am 15./16. April erfolgte der Einmarsch der Amerikaner in Langenfeld.

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