Verbot lässt Köpfe qualmen

Kneipengäste müssen seit kurzem draußen rauchen. Das führt zu Beschwerden der Anwohner.

Langenfeld. Gemütlich sitzt Oliver Kamper an der Theke der kultigen Musikkneipe „Flohmarkt“ und gönnt sich mit Freunden ein Bier. Es wird viel geredet und gelacht — doch plötzlich kippt die heitere Stimmung, denn die Männer möchten eine Zigarette rauchen. Genervt ziehen sie sich ihre Jacken an und gehen vor die Tür. Nicht nur die gute Laune von gerade ist erst einmal vom Tisch, sondern auch das zuvor besprochene Thema. Jetzt dreht sich hingegen wieder alles um den Aufreger Nummer eins, der schon seit Wochen sein Unwesen in den Kneipen der Stadt treibt.

Lothar Mohr, Wirt im „Flohmarkt“

„Seit 30 Jahren besuche ich den Flohmarkt schon, aber so eine Bevormundung habe ich noch nicht erlebt“, ärgert sich Kamper und seine Freunde stimmen zu. Die Zigaretten im Aschenbecher schließlich ausgedrückt, wird das Thema im Warmen weiter diskutiert. Auch Mitarbeiterin Anna-Maria Klein hat kein Verständnis: „Kneipen sind mit Zigaretten und Bier groß geworden. Mit dem neuen Rauchverbot geht es mit der Gastronomie bergab“.

Schon jetzt, nach nur einem Monat strengen Rauchverbots, würde sich eine geringere Besucherzahl leicht abzeichnen. Und dass das neue Gesetz zugunsten der Nichtraucher verabschiedet wurde, dazu herrscht im Flohmarkt ebenfalls eine geschlossene Meinung vor: „Auch viele Nichtraucher sind genervt vom Rauchverbot. Sie sagen, dass sie es ungemütlich finden, wenn die Raucher ständig rausgehen. Außerdem beklagen sie sich über unser Genörgel“, berichtet Kamper.

Kneipenchef Lothar Mohr hängt das Dauerthema zum Halse hinaus: „Den Flohmarkt besuchen seit vielen Jahren Leute jeden Alters, egal ob Raucher oder Nichtraucher. Jetzt stehen bisweilen 80 Leute vor der Kneipe und keiner ist drinnen, was wieder neue Probleme nach sich zieht“.

So hätte es bereits eine Anwohnerbeschwerde wegen Lärmbelästigung gegeben. „Das ganze Rein- und Rausgehen bereitet auch dem Thekenpersonal mehr Schwierigkeiten, den Überblick zu bewahren. Deshalb müssen wir jetzt jedes Getränk einzeln und direkt abrechnen“, fügt Mohr hinzu, der sich trotz allem sogar noch glücklich schätzen darf. Denn während der Flohmarkt über eine Terrasse verfügt, auf die sich die rauchenden sowie nicht-rauchenden Gäste zurückziehen können, stehen so einige Wirte vor dem baldigen Aus.

„Seit dem Rauchverbot haben wir mehr neue Gäste, die sonst eine andere Kneipe besucht haben. Wer als Wirt jetzt keine Terrasse hat, für den sieht es schlecht aus“, sagt Mohr. Zudem hätten viele Wirte bei Einführung des ersten Nichtraucherschutzgesetzes viel Geld investiert, um getrennte Raucher- und Nichtraucherbereiche zu schaffen, was nun unnötig sei. Würden die Gäste dann weniger werden, könnten viele bald dicht machen.

Seitens der Stadt sorgt das Thema hingegen für weniger Aufregung. Hier steht das Wohl der Nichtraucher und das Miteinander im Vordergrund. „Wer sich nicht an das neue Gesetz hält, muss mit einer Strafe von 200 bis 300 Euro rechnen, wobei es auf den Einzelfall ankommt. So muss unterschieden werden, ob der Wirt versucht hat, das Rauchen in der Kneipe zu verhindern oder ob er Aschenbecher auf die Tische gestellt hat“, sagt Christian Benzrath vom Ordnungsamt.

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