Unterwegs zur Fahrradstadt

Ein Gutachter empfiehlt der Stadt, Wege zu sanieren und das Tempo auf 50 km/h zu reduzieren.

Langenfeld. Zügiges Radfahren ist anders: Auf seinen Fahrten durch das Stadtgebiet wird Christoph Müller durch zahlreiche Einmündungen und Ausfahrten sowie Passanten behindert. „Das Radfahren auf Bürgersteigradwegen selbst an verkehrsreichen Straßen ist deutlich gefährlicher, als die Benutzung der Fahrbahn“, sagt der 37-Jährige. Schon im September 2009 hatte sich Christoph Müller an Politik und Verwaltung gewandt, um an der Situation im Stadtgebiet etwas zu ändern (WZ berichtete). Auch ein von der Stadt beauftragter Verkehrsplaner kommt im Rahmen des Radverkehrskonzepts nun zu dem Schluss, dass Radfahrern die Mitbenutzung der Fahrbahn ermöglicht werden sollte — aber nur an Stellen, wo dies gefahrlos möglich ist.

Das Bundesverwaltungsgericht urteilte, dass Radwege nur dann als benutzungspflichtig gekennzeichnet werden sollten, wenn auf der Fahrbahn aufgrund besonderer örtlicher Verhältnisse eine erheblich erhöhte Gefährdung für die Verkehrsteilnehmer besteht. „Wenn Klage gegen die Benutzungspflicht eingereicht wird, muss die Stadt die besondere Gefahrenlage auf der Strecke nachweisen“, sagt der Gutachter. Planungsprämisse sollte demnach sein, den Radverkehr auf der Fahrbahn zu ermöglichen. Dazu müssten alle Netzabschnitte daraufhin überprüft werden.

Aber noch weitere Maßnahmen sollen den sicheren und flüssigen Radverkehr ermöglichen: Der Gutachter empfiehlt, das Tempo im gesamten Stadtgebiet auf 50 km/h zu reduzieren und Oberflächenschäden an Wegen zu beheben — insbesondere an der Bergischen Landstraße, der Hildener Straße (südlicher Bereich und kurz vor der Stadtgrenze zu Hilden), der Berghausener Straße (westlich im Bereich der Stadtgrenze) und der Knipprather Straße (westlich im Bereich der Stadtgrenze). Als Alternative zu stark von Lkw befahrenen Straßen schlägt der Gutachter mehrspurige Radschnellwege etwa in Richtung Opladen oder Hilden vor. Und auch für die Imagebildung als „fahrradfreundliche Stadt“ soll etwas getan werden. Der Gutachter schlägt eine Kooperation der Stadt mit dem Einzelhandel vor: Ein Siegel „fahrradfreundlicher Händler“ soll an Einzelhändler vergeben werden, die Kunden beispielsweise Pumpstationen oder Flickzeug anbieten, das Gepäck von Radfahrern unterstellen oder Regencapes zur Verfügung stellen.

Und auch die Abstellmöglichkeiten für Fahrräder bleiben ein Thema: Wie die WZ berichtete, soll darüber diskutiert werden, ob in Kooperation mit Einzelhändlern leerstehende Ladenlokale für Fahrradparken genutzt werden können. Außerdem schlägt der Gutachter vor, Fahrradboxen an der Blumenstraße einzurichten und die Abstellanlagen an der Kirche St. Josef zu überdachen.

Alle vorgeschlagenen Maßnahmen zur Verbesserung des Radverkehrs sollen in einem Fahrradcafé der Öffentlichkeit vorgestellt und diskutiert werden. Ein genaues Datum steht noch nicht fest. Im ersten Radcafé im Juni hatten sich rund 80 passionierte Radler an der Diskussion mit der Verwaltung beteiligt.

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