Tipps für eine gute Quote

Das Monheimer Institut für Marken- und Medienforschung fragt Zuschauer, was sie von TV-Sendungen, Shows und Stars halten.

Monheim. Kaum ein Monheimer kennt das weiße Haus An der alten Ziegelei. Dabei wird hinter den Gardinen seit 26 Jahren das deutsche Fernsehen gelenkt. Rund 1000 Fernsehsendungen hat das Institut für Marken- und Medienforschung bereits unter die Lupe genommen, zu den Auftraggebern zählen 20 Sender.

„Wir haben die Entwicklung im deutschen Fernsehen mit unseren Ergebnissen maßgeblich beeinflusst“, sagt Wolfgang Schlünzen, Geschäftsführer des Monheimer Instituts. Mit 15 Mitarbeitern und freien Experten auf dem Gebiet der Medienforschung werden im Auftrag der Sender Menschen regelmäßig „auf die Couch gelegt“.

Wie kommt eine Sendung an, ist der neue Moderator ein Quotenbringer oder schalten wegen seines extrovertierten Auftretens immer mehr Zuschauer ab? Ist das Studio des Heute Journals im ZDF zu langweilig oder die Grafiken einer Quiz-Show zu schwer verständlich? All diese Fragen klärt das Institut für seinen Auftraggeber.

„Die Sender wollen ihre Formate bestmöglich auf die Interessen und Bedürfnisse der Zuschauer zuschneiden“, sagt Schlünzen: „Es ist schon vorgekommen, dass Charaktere aus einer Serie wieder herausgestrichen wurden, weil sie den Testern nicht gefallen haben.“

Über seine Auftraggeber darf Schlünzen nur sprechen, wenn Ergebnisse der Studien publiziert wurden. Wie bei einer Umfrage zum neuen Studio des Heute Journals im ZDF oder der Programmbegleitforschung der Daily Soap „Verbotene Liebe“.

Bevor es an die Befragung geht, muss ein vom Insitut beauftragtes Unternehmen erst einmal die Befragtengruppe zusammensuchen. Per Zufallsgenerator werden täglich hunderte potenzielle Tester angerufen und gebeten, an einem Interview teilzunehmen. Sind 30 bis 60 Personen gefunden, die der Zielgruppe des Senders entsprechen, werden sie in Einzelgesprächen zur Sendung befragt.

So auch bei einer psychologisch repräsentativen Studie, einer so genannten Celebrity-Analyse, zum Phänomen Lena. Psychologen unterhielten sich im Juni 2010 in eineinhalb bis zweistündigen Interviews mit 40 Frauen und Männer zwischen 16 und 69 Jahren, was Lena für sie bedeutet. „Wir legen die Leute regelrecht auf die Couch“, sagt Schlünzen.

Dabei kam heraus, dass die Zuschauer das „natürliche“ Mädchen aus Hannover vor allem wegen ihrer „Leichtigkeit“ mögen. Sie wirke bei ihren Auftritten „ungezwungen“, „leicht“ und „lebendig“. Von Verbissenheit, von einem unbändigen Drang, die Beste zu sein, sei bei Lena keine Spur zu erkennen. Und genau durch diese Leichtigkeit hebt sich Lena laut Befragung von der grauen Masse ab, aus der sie entsprungen ist, und verkörpert für Frauen sowie für Männer das heutige jugendliche Idealbild, das von einer „jugendlichen Unbeschwertheit, Unverfälschtheit“ und „Lust am Leben“ geprägt ist. „Das war während der Euphoriewelle“, sagt Schlünzen: „Die Quoten der zuletzt ausgestrahlten Shows zur Ermittlung des neuen Songs waren aber unter Durchschnitt.“ Der Experte glaubt nicht daran, dass Lena mit dem neuen Song beim Eurovision Song Contest in Düsseldorf erfolgreich sein wird. „Der Hype ist vorbei“, sagt der 53-Jährige.

Nach all den Jahren ist Schlünzen der Spaß an der Marken- und Medienforschung noch nicht vergangen — auch wenn der Druck größer geworden ist. „Viele Auftraggeber wollen innerhalb weniger Tage Ergebnisse sehen“, sagte Wolfgang Schlünzen. Doch die Befragungsbereitschaft der Leute hat laut Schlünzen stark abgenommen, es wird immer schwieriger Testgruppen zusammenzubekommen. „Wir behandeln die Leute absolut anonym“, versichert der 53-Jährige.

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