Stadt vermisst 1800 Bürger

Laut einer neuen Statistik hat Monheim mit 40 280 Einwohnern weniger als bisher angenommen. Offensichtlich gibt es jede Menge Karteileichen.

Monheim. Im Wettbewerb der Städte nicht schrumpfen — das ist seit einiger Zeit das erklärte Ziel der Stadtplaner im Rathaus. Und damit sei man dann besser aufgestellt als die meisten anderen Kommunen der Region. Nun muss umgedacht werden. Denn eine Auswertung der Volksbefragung vom Mai 2011 — Zensus genannt — lässt Monheim auf einen Schlag um 1800 Einwohner schrumpfen. Das sind fast fünf Prozent. Und im Rathaus lösen diese Zahlen Staunen aus.

„Wir wissen noch nicht genau, wie es zu so hohen Abweichungen kommen konnte. Doch wir müssen davon ausgehen, dass die Zensus-Zahlen stimmen“, sagt Thomas Waters, oberster Stadtplaner der Verwaltung. Ausgewertet hatte die Befragung das Landesamt für Statistik.

Waters jedenfalls kann sich eigentlich nur vorstellen, dass es sich um viele Karteileichen handelt. „Da haben wohl viele Monheim verlassen, ohne sich abzumelden“, mutmaßt er.

Tatsächlich war es bis vor einigen Jahren so, dass eine Abmeldepflicht bestand. Wurde der nicht gefolgt, führte die Verwaltung die Person weiter. Vielleicht ein weiterer Grund für irreführende Bevölkerungszahlen: Sterbefälle wurden nicht mitgeteilt. Keine andere Stadt im Kreis Mettmann hat so hohe Abweichungen.

Doch was bedeutet die Korrektur der Einwohnerzahl auf nun 40 280? Tatsächlich hat es finanzielle Auswirkungen. Beispielsweise gibt es eine Investitionspauschale des Landes. Für Monheim sind das 900 000 Euro pro Jahr — noch. Denn laut Beigeordnetem Roland Liebermann berechnet sie sich zu 70 Prozent aus der Menge der Einwohner. „Künftig hätten wir etwa 36 000 Euro weniger“, sagt er. Und es gibt weitere Pauschalen, die an die Einwohnerzahl gekoppelt sind, wie etwa für Sportstätten mit 117 000 Euro allein für das vergangene Jahr.

Darüber hinaus gibt es noch den „psychologischen Effekt“. „Von einem Tag auf den anderen drohen wir plötzlich unter die Marke von 40 000 Einwohnern zu rutschen. Das ist nicht gut“, sagt Waters. So gehe Kaufkraft verloren und Dinge wie Einkommenssteueranteile sinken.

Für den Stadtplaner ist es deshalb um so wichtiger, im Wettbewerb mit den anderen Städten Baugebiete auszuweisen. „Das macht die Bedeutung von Baumberg-Ost noch einmal klarer. Die etwa 140 geplanten Häuser dort sind eine Maßnahme, um dem Schrumpfungsprozess entgegenzuwirken“, so Waters.

Eine Möglichkeit, die vom Land ausgewerteten Daten schlicht zu ignorieren, gibt es nicht. „Wir können die Zahlen nicht widerlegen. Und die Befragung gilt mit zehn Prozent der Bürger als repräsentativ“, sagt Kerstin Frey, im Rathaus federführend in Sachen Statistik. Doch auch die Zensus-Auswertung hat Irrläufer. So ist aufgeführt, dass in Monheim 3460 Wohnungen weder Bad noch WC hätten. „Schlicht Unsinn. Da muss ein Zahlendreher drin sein“, kommentiert es Waters.

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