Sprechstunde unter freiem Himmel

Parksünder, Lärm oder vermeintlich böse Nachbarn: Vertreter von Polizei und Ordnungsamt bekommen allerhand zu hören, wenn sie sich auf dem Wochenmarkt den Bürgern stellen.

Sprechstunde unter freiem Himmel
Foto: Ralph Matzerath

Monheim. Geduldig zuhören, beschwichtigen und ernst nehmen — das muss ein Bezirksbeamter der Polizei vor allem beherrschen, wenn er einmal im Monat auf dem Eierplatz in Monheim steht und Anlaufstelle für Beschwerden jeglicher Art ist. „Wir sind so eine Art Mängelmelder“, sagt Andreas Leyer, seit 2009 im Berliner Viertel unterwegs. Mit wir meint er die beiden Kollegen vom Ordnungsamt, Tim Schmidt und Michael Holtschneider, die ihm bei seinen öffentlichen Sprechstunden zur Seite stehen. Denn nicht alle Probleme kann die Polizei lösen, bei vielen muss das Ordnungsamt ran.

An diesem sonnigen Morgen gibt es während des Wochenmarktes mal ausnahmsweise keine Beschwerden. Die Menschen kaufen ein. Manche grüßen den stadtbekannten Polizisten freundlich. „Ansonsten stehen die Leute hier oft Schlange“, sagt Leyer. Meist sind es die Älteren, manchmal die mit empfindlicherer Wahrnehmung, die dem Bezirksbeamten ihr Herz ausschütten: Lärmstörungen, falsch abgestellte Autos, nicht angeleinte Hunde, Ruhestörung, überfüllte Mülleimer, rücksichtslos entsorgter Müll, Nachbarn, die zu oft grillen, Raser direkt vor der Haustüre. Das sind die häufigsten Beschwerden, mit denen Leyer, Schmidt und Holtschneider konfrontiert werden.

„Wir gehen allem nach. In drei Viertel der Fälle können wir Abhilfe schaffen“, sagt Holtschneider. „Ob Autos tatsächlich zu laut oder zu schnell sind, prüfen wir umgehend mit einem mobilen Gerät.“ Nicht immer entspricht die Wahrnehmung der Beschwerdeführer der Realität. Oft wirkt der Bezirksbeamte auch einfach nur beruhigend auf ältere, unsichere Menschen ein, so dass das vermeintliche Problem an Bedeutung verliert.

Der Bezirkspolizist kennt sein Arbeitsfeld genau, die Menschen und auch die Pappenheimer, die dort leben. „Es ist schön, hier in Monheim zu arbeiten. Eine übersichtliche Stadt wie Monheim ist mir lieber als Düsseldorf“, sagt er — auch wenn er in der Landeshauptstadt wohnt. „Ich würde auch nie dort arbeiten wollen, wo ich lebe.“

Michael Holtschneider, Ordnungsamt

Obwohl der Job mitten im Geschehen und nahe am Bürger nicht immer ganz einfach ist, macht er allen drei Männern Spaß. Auf dem Markt in Monheim oder in Baumberg fällt es den Menschen leichter, ihre Nöte loszuwerden, als auf der Polizeiwache oder im Bürgerbüro. „Das ist schon ein wichtige Einrichtung“, sagt Leyer.

Der normale Job des Bezirkspolizisten ist da manchmal schon etwas anstrengender: Haftbefehle vollstrecken, Aufenthaltsermittlungen und Opfernachsorge gehören zu seinem Aufgabengebiet. Und oft genug sitzt er auch am Schreibtisch, um sämtliche bürokratischen Aufgaben zu erledigen. Da sind Sprechstunden unter freiem Himmel manchmal die Kür im Arbeitsalltag.

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