Sekundarschule: Internationale Klasse wächst stetig

An der Sekundarschule gibt es mittlerweile zwei Klassen, die nur Deutsch lernen.

Sekundarschule: Internationale Klasse wächst stetig
Foto: Matzerath

Monheim. An der Tafel stehen Konjugationen des Hilfsverbs Können, die Sätze dienen als Vorlage für den Lückentest, den die Kinder jeweils mit der richtig gebeugten Verbform füllen sollen. Die Schüler in der Reihe entlang der Fenster lesen die Sätze vor. Die Reihe auf der gegenüberliegenden Seite der Klasse hat schon das erste Jahr Deutsch absolviert, die Schüler sollen die Geschichte vom Rotkäppchen zusammenfassen. „Am Sprachstand gemessen habe ich hier eigentlich fünf verschiedene Gruppen“, sagt die Studentin Carina Kersten. „Mein griechischer Schüler zum Beispiel beherrscht gar nicht das lateinische Alphabet.“

Schon im November 2013 hatte die Stadt Monheim auf die zunehmende Einwanderung von Kindern aus EU-Ländern und den Krisengebieten der Welt reagiert und eine internationale Klasse eingerichtet. „In einer Regelklasse könnten diese Kinder, die gar kein Deutsch sprechen, dem Unterricht nicht folgen. Sie hätte nur Misserfolge und keine Chance auf einen vernünftigen Abschluss“, erklärt Heinz Gniostko von der Uni Essen-Duisburg.

Das jeweils auf zwei Jahre angelegte Projekt sieht vor, dass die Schüler im ersten Jahr eine intensive Sprachförderung erhalten. „Der Deutschunterricht liegt in der Hand von erfahrenen Germanistik-Studentinnen, die dabei auf eine eigens von uns eingerichtete Lernplattform mit erprobten Sprachprogrammen zurückgreifen können“, erklärt ihr Dozent. Schon im ersten Jahr nehmen die Kinder je nach Lernfortschritt am Kunst-, Sport- und Musikunterricht teil, Fächer, die nur geringe Sprachanforderungen stellen, damit sie Kontakt zu ihren späteren Mitschülern aufnehmen können. Im zweiten Jahr sollen sie in ihre Regelklassen integriert werden, erhalten begleitend aber noch eine Sprachförderung. „Einige haben so viel intellektuelles Potenzial, dass sie auch das Abi schaffen könnten“, sagt Gniostko.

Inzwischen wurde in Anpassung an die wachsende Zahl schulpflichtiger Zuwandererkinder eine zweite Klasse gebildet. Die Altersgruppe der zehn bis 13-Jährigen (15) wird in Klasse I betreut, die der Jugendlichen von 14 bis 17 Jahren (8) in Klasse II. Letztere ist an die Peter-Ustinov-Gesamtschule angedockt, aus Raummangel findet der Unterricht jedoch an der Sekundarschule statt. „Die Kinder sind formal an den weiterführenden Schulen angemeldet, damit die Schulen bei der Bezirksregierung Lehrerstellen beantragen können“, sagt Peter Heimann, Leiter des Bereichs Schule und Sport. Es gibt zwar offenbar Anfragen aus anderen Städten, aber das Pilotprojekt ist allein für in Monheim gemeldeten Zuwandererkinder bestimmt, schließlich finanziert es die Stadt mit jährlich 60 000 Euro.

Für Schulleiterin Petra Pesch ist die studentische Unterstützung ein Segen. „Wir allein wären damit überfordert, auch noch diese Kinder zu integrieren, wir haben ja schon sehr heterogene Klassen!“ Dabei handelt es sich bei den Schülern ausschließlich um Kinder aus dem EU-Ausland, die in ihren Herkunftsländern durchgehend beschult wurden (England, Italien, Griechenland, Bulgarien, Polen). Kriegflüchtlinge sind bislang nicht darunter.

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