Prozess: Derby endet vor dem Kadi

Nach dem Spiel SC Germania Reusrath gegen TuSpo Richrath kam es zur Schlägerei. Ein Vater muss sich vor Gericht verantworten.

Langenfeld. Es war ein Fußballspiel, wie es der langjährige Schiedsrichter aus Monheim noch nicht erlebt hatte. Ein Spiel, das ihn letztendlich dazu brachte, seine Tätigkeit als Schiedsrichter an den Nagel zu hängen. Das Derby zwischen den dritten Mannschaften des SC Germania Reusrath und dem TuSpo Richrath war am 30. Oktober vergangenen Jahres auf dem Platz in Reusrath in eine Massenschlägerei ausgeartet. Am Donnerstag versuchten Richter und Staatsanwalt am Langenfelder Amtsgericht, Licht in das Dunkel der Schlägerei zu bringen, an der irgendwie jeder beteiligt war, aber keiner dabei gewesen sein will.

Der mutmaßliche Hauptverursacher, am Spieltag Zuschauer und Vater eines Spielers des TuSpo Richrath, war zur Verhandlung gar nicht erst erschienen. Er soll einem Spieler des gegnerischen Teams mit brachialer Gewalt schwere Verletzungen beigebracht haben. Der mutmaßliche Täter hatte sich vom Spielfeldrand das Spiel seines Sohnes angeschaut.

Es hagelte rote Karten, denn die Spieler seien mit äußerster Brutalität gegeneinander vorgegangen, wie der Schiedsrichter aussagte: „Ein Foul grenzte schon an schwere Körperverletzung“, sagte der Monheimer. „Ich rief dann die beiden Kapitäne zu mir und sagte denen: ,Wenn ihr euch jetzt nicht beruhigt, ist Ende’.“ Kurz darauf brach er das Spiel ab.

Zeitgleich waren bereits am Spielfeldrand Tumulte losgebrochen. Der angeklagte Vater sei auf einen Spieler der Reusrather Mannschaft losgegangen, nachdem dieser seinen Sohn beleidigt habe. „Er packte mich am Nacken und rammte mir seine Stirn mit voller Wucht ins Gesicht“, sagte der Reusrather Spieler aus.

Gleich darauf seien von hinten weitere Zuschauer und Richrath-Fans gekommen, hätten ihm die Beine weggezogen und auf ihn eingetreten. „Ich habe mir noch schnell einige Rückennummern notiert, die mir in der Menschentraube aufgefallen sind und dann habe ich zugesehen, dass ich selbst heil vom Platz komme“, sagte der Schiedsrichter vor Gericht aus.

Er könne heute aber nicht mehr sagen, ob die Träger der notierten Rückennummern getreten oder geschlichtet hätten. Unter den notierten Rückennummern waren auch drei Cousins, Spieler des TuSpo Richrath. Einer von ihnen, ein junger Werkstattschlosser aus Langenfeld, war zuvor gefoult worden und blutete stark aus der Nase. „Ich hatte genug mit meinen eigenen Schmerzen zu tun“, sagte er Donnerstag aus. „Ich habe gar nichts gesehen.“

Auch seine beiden Cousins wollen nicht involviert gewesen sein. Der Schiedsrichter konnte sich an Gesichter nicht erinnern. Die drei Cousins wurden am Donnerstag wegen zu geringer nachweisbarer Schuld entlassen.

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