Problemzone Umweltzone

Viele Lkw kommen nicht mehr ins Industriegebiet. Das stellt die Firmen vor Schwierigkeiten.

Langenfeld. Zwei Monate sind seit der Einrichtung der Umweltzone vergangen. Schilder weisen Autofahrer unmissverständlich darauf hin, dass sie nur noch mit grüner oder gelber Plakette im Bereich zwischen Hardt, Winkelsweg, Industriestraße und Autobahn 3 fahren dürfen.

Was für die Besitzer moderner Pkw keine Umstellung bedeutet, bringt so machen Firmeneigentümer an die Toleranzgrenze: „Eine Umweltzone in einem Wohngebiet oder Gebiet mit Mischbebauung könnten wir noch verstehen. Die Schneiderstraße ist aber ein reines Industriegebiet, in dem dreischichtig produziert werden darf“, sagt Peter Dücker, dessen Firma an der Ernst-Tellering-Straße und somit genau in der Umweltzone liegt.

„Da in einem Industriegebiet sehr viele Firmen sind, die international arbeiten, haben sie das Problem, dass alle ausländischen, speziell die osteuropäischen Lkw, die erforderliche Umweltplakette nicht haben“, sagt Dücker. „Und so können wir unsere Produkte weder abholen noch anliefern lassen.“

Ein Umfahren der Zone sei nicht möglich, und auch das Umladen an anderer Stelle sei wegen der Schwerlast keine Option. „Die Spediteure legen lange Strecken zurück und scheitern dann an den letzten 200 Metern in Langenfeld, da unsere Firma in der Umweltzone liegt“, sagt Dücker.

Das stelle das Unternehmen vor ein solch großes Problem, dass Dücker bereits überlege, die Firma zu verlegen und aus Langenfeld wegzugehen. „Wir haben bereits ein Grundstück in Holland in Aussicht“, sagt der Geschäftsführer.

Der Stadt macht Dücker keinen Vorwurf. „Ganz im Gegenteil. Die Stadt hat bis zuletzt alles getan. Sie hat mit dem IHK-Ortsausschuss und dem Industrieverein dagegen gekämpft, jedoch bei der Landesregierung kein Gehör gefunden.“

Laut Dücker haben andere Firmen in der Umweltzone ähnliche Probleme. Der Stadt sind diese aber nicht bekannt. „Bei uns hat noch keiner die Tür eingerannt“, sagt Kamil Sliz von der Stadt. Er habe rund 35 Anfragen nach Sondergenehmigungen erhalten, um trotz der neuen Regelung ohne oder mit roter Plakette durch die Zone fahren zu dürfen. Zehn Anträge mussten abgelehnt werden.

„Etwa die Hälfte der restlichen 25 Anträge kamen von Firmen, für die es unwirtschaftlich wäre, ihr Auto nachzurüsten oder sich ein neues zu kaufen“, sagt Sliz. Darüber hinaus müssten für eine solche Sondergenehmigung weitere Kriterien erfüllt sein. Die andere Hälfte der Antragssteller seien Anwohner gewesen.

Schwerpunktkontrollen, ob nur Fahrzeuge mit grüner oder gelber Plakette durch die Zone fahren, führt die Polizei nicht durch. „Ich wüsste aber auch keine Stadt, in der es solche Sonderkontrollen gegeben hat“, sagt Polizeisprecher Ulrich Löhe. Dennoch werde die Einhaltung der Neuregelung kontrolliert.

„Bei jeder normalen Verkehrskontrolle — und die finden ja nicht selten statt — werden die Umweltplaketten genauso wie Fahrzeugpapiere und Tüv-Plakette angeschaut“, sagt Löhe. Wenn es zu einem Verstoß komme, würden 40 Euro und ein Punkt in Flensburg fällig.

„Es scheint, als habe man in Langenfeld keine rechte Freude an der neuen Regelung. Denn sowohl Polizei als auch die Stadt haben vorab erklärt, dass sie die Einhaltung der Regeln für die Umweltzone nicht (gezielt) kontrollieren werden“, heißt es jetzt in einer Stellungnahme der Grünen.

Ihrer Meinung nach ist es nicht genug, die Plakette bei einer „normalen Polizeikontrolle“ mit zu überprüfen. „Man könnte den Eindruck haben, hier werden Regeln übergeordneter Ebenen durch die Hintertüre boykottiert.“

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