Panzerfaust-Trio nach 20 Jahren gestellt

Eine schwer bewaffnete Bande soll vor 20 Jahren mehrere Geldtransporter ausgeraubt haben — unter anderem in Langenfeld.

Panzerfaust-Trio nach 20 Jahren gestellt
Foto: dpa

Langenfeld. Einer der spektakulärsten Langenfelder Kriminalfälle der vergangenen Jahrzehnte ist offenbar geklärt: der bewaffnete Überfall auf einen Geldtransporter am 21. Juni 1997, bei dem ein Trio etwa eine Million D-Mark erbeutet hatte. In der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ verkündete Moderator Rudi Cerne einen Fahndungserfolg der Polizei und Staatsanwaltschaft Hagen — die Festnahme einer Bande, die seit 1997 in verschiedenen NRW-Städten mindestens 15 Geldtransporter überfallen haben soll. Zu den sieben inhaftierten Männern gehören zwei 52 und 48 Jahre alte Haaner und ein 53 Jahre alter Hildener.

Wie der Hagener Oberstaatsanwalt Gerhard Pauli bestätigte, wird der Räuberbande auch der bewaffnete Überfall in Langenfeld zur Last gelegt. „Damit fing vor gut 20 Jahren die Serie der in unterschiedlicher Besetzung agierenden Tatverdächtigen wohl an.“ Rückblende: Am Samstag, 21. Juni 1997, überfällt zur Mittagszeit ein mit Panzerfaust und Schnellfeuergewehr bewaffnetes und mit Sturmhauben maskiertes Trio vor dem Allkauf-Supermarkt (heute: Real) an der Rheindorfer Straße einen Geldtransporter. Mit einem gestohlenen Mercedes rammen sie das gepanzerte Fahrzeug, das gerade die Sicherheitsschleuse des Einkaufszentrums passiert. Zwei Maskierte zerschießen einen Vorderreifen des Transporters und zwingen die beiden Insassen zum Aussteigen. Mit den aus verschiedenen Geschäften abgeholten Einnahmen von insgesamt bis zu einer Million Mark entkommen die Täter in einem gestohlenen BMW, den ein Komplize steuert.

Mangels Fahndungserfolg geriet die Tat über die Jahre aus dem Fokus. Als vor zwei Jahren nach mehreren bewaffneten Überfällen auf Geldtransporter in Norddeutschland drei untergetauchte RAF-Terroristen als Tatverdächtige ermittelt wurden, kündigte für die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft deren Sprecher Ralf Herrenbrück an, die Spurenlage des Langenfelder Falls „unter neuen Gesichtspunkten zu überprüfen“.

Mit der Festnahme der Männer aus Haan, Hilden, Solingen, Remscheid, Wuppertal und Bochum ist diese Spur hinfällig. Nach Angaben des Hagener Oberstaatsanwalts Pauli gilt der 48-jährige Haaner als Kopf der Bande. Wie in Langenfeld zwangen die Räuber bei Taten in Neuss, Hagen, Werl oder Dortmund mit gestohlenen Autos Geldtransporter zum Anhalten, wobei sie Fahrzeuge auch rammten. Mehrere Millionen Euro sollen sie bei 15 Überfällen erbeutet haben.

Sechs Tatverdächtige haben laut Pauli deutsche Staatsbürgerschaft, sollen überwiegend aber aus Polen stammen. Nach Angaben eines Hagener Polizeisprechers führten alle ein unauffälliges Leben, hätten Berufe wie Lastwagenfahrer, Schlosser oder Elektriker ausgeübt. Einer von ihnen habe zeitweilig in einem Werttransport-Unternehmen gearbeitet. Von dem Geld hätten die mutmaßlichen Täter Grundstücke, Motorräder und teure Uhren gekauft. Zur Anklage vor dem Landgericht kommt neben den Raubvorwürfen auch versuchter Mord in zwei Fällen. Der Prozesstermin steht nicht fest.

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