„Oft wollen die Ehefrauen nicht, dass ihre Männer Schützenkönig werden“

In Reusrath gab es nur einen Anwärter auf das Amt. Brudermeister Ralf Meschkewitz äußert sich über die Gründe für das geringe Interesse.

„Oft wollen die Ehefrauen nicht, dass ihre Männer Schützenkönig werden“
Foto: rm-

Langenfeld. Ein spannender Wettbewerb sieht anders aus. Beim Reusrather Schützenfest wollte zunächst niemand auf den Königsvogel schießen. Dann erklärte sich Dieter Liepert bereit und wurde nach 20 Minuten König. Das spärliche Interesse an diesem ehrenvollen Amt wirft Fragen auf, die Brudermeister Ralf Meschkewitz (50) beantwortete.

Herr Meschkewitz, zunächst wollte keiner Schützenkönig werden, dann hat sich Dieter Liepert quasi erbarmt. . .

Ralf Meschkewitz: Na ja, er wollte schon unbedingt Schützenkönig werden. Es war immerhin sein achter Anlauf.

Er schoss dann aber ganz allein — ein seltenes und ziemlich seltsames Erlebnis. Woran liegt es, dass es keine weiteren Anwärter gab?

Meschkewitz: Die Zeiten, in denen am Barbaraheim 15 Mann Schützenkönig werden wollten, sind lange vorbei. Für das Königsschießen regnet es Kandidaten leider nicht vom Himmel. Dieses Problem haben auch andere Schützenvereinigungen. Die Gründe sind vielfältig. Manchmal liegt es an beruflichen Dingen, manchmal an der persönlichen Situation wie etwa einer Krankheit oder Trauerphase. Und oft wollen schlichtweg die Ehefrauen nicht, dass ihre Männer Schützenkönig werden und sie dann gemeinsam für ein Jahr die Bruderschaft repräsentieren müssen. Damit ist schließlich auch ein nicht unerheblicher zeitlicher Aufwand verbunden.

Was kommt denn auf einen Schützenkönig zu? Sie waren 2007 ja selbst einer. . .

Meschkewitz: Königinnenkleidung, Einladung zum gemeinsamen Kaffeetrinken — solche und andere Ausgaben summieren sich schon auf einen vierstelligen Betrag. Auch wenn die Schützenbruderschaft Geld hinzugibt und den Aufwand in den letzten Jahren deutlich heruntergeschraubt hat. Aber Oktober-, Patronats- und Schützenfest bringen für die Majestäten auch einen zeitlichen Aufwand mit sich. Solche Verpflichtungen wollen immer weniger Menschen eingehen — das ist ja bei Ehrenämtern allgemein so.

Trotz der aktuellen Flaute: Wird das Königsvogelschießen auch beim Schützenfest 2017 in unveränderter Form beibehalten?

Meschkewitz: Davon gehe ich fest aus. Es kann sein, dass wir in Reusrath mal ein Jahr lang keinen König haben werden und ich denke auch, dass dies irgendwann passieren wird. Aber vielleicht kommt es nächstes Jahr auch anders.

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