Natürliche Geburt: „Das ist das Beste für Mutter und Kind“

Der Langenfelder Gynäkologe Detlev Katzwinkel hält viele Kaiserschnitt-Geburten für vermeidbar.

Dr. Detlev Katzwinkel (55) aus Langenfeld.

Dr. Detlev Katzwinkel (55) aus Langenfeld.

Foto: NN

Langenfeld. Seine Nacht war kurz, ganze drei Stunden. „Eine schwere Geburt“, erklärt Dr. Detlev Katzwinkel. Doch solche Härten nimmt er gern in Kauf. Denn der Geburtshelfer mit fast drei Jahrzehnten Erfahrung im In- und Ausland nennt sich selbst einen „absoluten Verfechter“ der natürlichen Geburt: „Das ist das Beste für Mutter und Kind.“

Dennoch steigt auch am St. Martinus Krankenhaus in Langenfeld, wo Katzwinkel Chefarzt der Gynäkologie ist, die Zahl der Kaiserschnitte kontinuierlich. Die Gründe: „Größere Kinder, ältere Mütter und entsprechend mehr Komplikationen durch gesundheitliche Beeinträchtigungen der Frauen wie zum Beispiel Bluthochdruck oder Übergewicht.“ Von 32 Prozent Entbindungen per Kaiserschnitt in NRW hält er ein Drittel für medizinisch unvermeidbar. Ein weiteres Drittel sei als natürliche Geburt nicht ohne ein Risiko möglich. Die restlichen, schätzt er, seien Schwangere, die den Arzt dazu drängten.

Beispielhaft erzählt Katzwinkel von einer Verwandten, die mit 40 ihr erstes Kind bekam — dank seiner Hilfe auf natürlichem Weg. Heute ist das Kind 16 Jahre alt. „Und zu jedem Geburtstag fragt mich die Mutter, warum ich es nicht mit Kaiserschnitt geholt hätte.“ Sie tut sich schwer mit den teilweise unvermeidbaren gesundheitlichen Folgen der natürlichen Geburt wie einer Blasensenkung und Sehschwäche.

„Da ist das Gefühl, schneller zu altern.“ Für Katzwinkel geben solche Empfindungen den Ausschlag, dass sich immer mehr Erstgebärende für einen Kaiserschnitt entscheiden. Warum Ärzte nicht stärker intervenieren? „Aus Sorge vor unzufriedenen Patientinnen und möglichen rechtlichen Konsequenzen.“ Da macht selbst einer wie Katzwinkel Kompromisse. „Wichtig sind eine zufriedene Schwangere, ein gesundes Kind und ein verantwortbarer medizinischer Weg.“

Seine Vision als Geburtshelfer? „Die Studentin, die ein Kind bekommt und über Freisemester, Bafög und so weiter optimal abgesichert ist.“ Denn — weitergedacht — hieße das: „Junge, gebildete, erfolgreiche Mütter mit kleinem Geburtsrisiko. Das wär’s doch!“

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