Monheims Narren feiern in Windeseile

Der Rosenmontagszug ging verkürzt, trotz des Sturmes aber planmäßig über die Bühne. Rund 20 000 Menschen waren gestern mit dabei.

Monheim. „Wenn Jecke auf die Straße gehen, geht die Sonne auf“, sagt Andrea Petersen von den Monheimer Klüngelköpp und blinzelt unter ihrer grasgrünen Perücke hervor — hinein in die Sonne, die energisch die Wolkenberge auseinandergeschoben hat, um den Mut von Gromoka und Stadt zu belohnen. Trotz angekündigter starker Böen setzte sich der Monheimer Rosenmontagszug gestern planmäßig in Bewegung, wenn auch das letzte Stück Altstadt-Strecke wegfiel. 20 000 Jecken waren laut Polizei dabei.

„Untergehen können wir nicht, wir halten uns gut fest“, kommentierte Petersen die negativen Wetterprognosen. Der Brunnen nämlich, in dem die als Froschkönige verkleideten Klüngelköppe saßen, bestand aus Kinderplanschbecken und Hula-Hoop-Reifen. Viel Angriffsfläche für Böen boten indessen die hoch aufragenden Löwenköpfe der Monnemer Mädchen. 25 Isomatten, drei Kilometer Pailettenband und 40 Federboas hatten die Damen für ihre in Pink und Orange schillernden Kostüme verarbeitet. „Wenn eine Böe kommt, muss man kämpfen“, sagte Heike Bertram. Wie ein Löwe eben.

Die jecken Engelche, die im Gefolge der Chrisboomschmücker als farbenfrohglänzende Haremsdamen mit viel umschmeichelndem Tüll und Münzengeklingel daher tanzten, schwenkten — trotz der zerrenden Winde — ihre stoffbehängten Baldachine anmutig hin und her. Hinter ihnen erhob sich das ziemlich gut getroffene Antlitz von Daniel Zimmermann — mit derselben ausladenden Geste wie die monumentale Jesus-Statue von Rio. „Einige unserer Leute haben bei Jacques Tilly kaschieren gelernt“, sagte Christian Halbey. „Zimmermann, Du Scheich, jetzt ist Monnem schön und reich“ stand auf dem Mottowagen der Christboomschmücker. „Bei uns sprudelt das Geld jetzt wie das Öl bei den Scheichs“, so Halbey.

Abgesehen von den kis monnem, die als Folge von „Kinder an die Macht“ ihre Stadt erwachen sahen und sich als Babys verkleidet hatten, griff der Monheimer Rosenmontagszug kaum lokale Themen auf. Die Maatplatzjecke nahmen den Abgas-Skandal von VW aufs Korn. Ihr Käfer in Marienkäfer-Optik stieß sogar auch echte Rauchwolken aus, da taten Gasmasken Not. Die Labamos gingen als Seifenblasendosen. „Pustefix — passt doch zum Sturm“, sagte eine Frau in zylindrischer Ganzkörpermontur. Emil Drösser von der Stiftung „Minsche vür Minsche“ stellte die von dem Kölner Künstler Dirk Kels gestalteten Carbon-Gänse zur Schau. Ob in Anzug, im Zebra-Outfit, konfettibunt oder mit Gänseliesel-Aufdruck — sie sollten demnächst versteigert werden. Ist es eine Anspielung auf ihre wundersame Mitgliedervermehrung? Die Peto-Anhänger hatten sich als 101 Dalmatiner verkleidet.

„Wir haben den Sturm abgesagt, damit der Zoch stattfinden kann“, sagte Prinz Bernd II. Er und seine Silke hätten sehr bedauert, wenn sie um den Höhepunkt ihrer Amtszeit gebracht worden wären. Dieses Erlebnis wollte sich der Hildener Prinz Joel Benedikt nicht nehmen lassen und fuhr nach der Absage in Hilden einfach im Monheimer Zoch mit.

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