Monheimer haben viele Fragen zu den Flüchtlingen

Monheim. „Bis kurz vor drei war es laut. Wir konnten nicht schlafen!“ klagt eine Anwohnerin. Und ihr Nachbar schimpft: „Die Scheinwerfer des Technischen Hilfswerks machen unser Schlafzimmer taghell.

Das kann auf keinen Fall so bleiben. Ich habe ihnen deshalb schon eine Mail geschrieben, Herr Bürgermeister.“ Eine Frau soll schon belästigt worden sein, das stehe bei Facebook, weiß eine Bürgerin zu berichten und eine weitere fragt, ob „die“ denn in der Sporthalle bleiben?

Daniel Zimmermann über das Engagement der Helfer

Mehr als die Hälfte der 230 Zuhörer im Baumberger Bürgerhaus würde diese Fragen und Klagen am liebsten wegzischen. Doch in ihr Protestgemurmel hinein sagt Bürgermeister Daniel Zimmermann: „Ich möchte genau darauf antworten. Deshalb sind wir ja hier.“ Thema der Bürgerversammlung am Freitagabend im Bürgerhaus war die Umwandlung der Lieselott-Diem-Sporthalle in eine Erstaufnahme für Flüchtlinge.

„Das war ein Kraftakt“, sagt der Bürgermeister. Ganze 48 Stunden hatte die Stadt Monheim für das Projekt Erstaufnahme, für das es keine Einsatzpläne und Checklisten gab. Am Dienstagnachmittag kam die Anordnung der Bezirksregierung per Fax im Rathaus an; am Donnerstag, 20 Uhr, hielt der erste Bus mit Flüchtlingen in Baumberg. Um 22 Uhr kam der nächste, um ein Uhr der letzte. „Deshalb war es so lange laut und hell — das war eine Ausnahme. Und die Scheinwerfer werden wir neu ausrichten.“ Zimmermann dankte den Hilfsorganisationen und den 130, zum Teil ehrenamtlichen Helfern: „Ohne sie wäre das nicht möglich gewesen.“

Knapp die Hälfte der 150 Menschen in der Lieselott-Diem-Sporthalle kommt laut Zimmermann aus Syrien, etwa ein Drittel aus Albanien. Daneben seien Menschen aus Tibet, Somalia, dem Irak, Libyen, Algerien, Marokko zu beherbergen. Hier hakt Frau ein: „Wieso Marokko — das ist doch kein Krisenland…“ Daniel Zimmermann schaut nachdenklich: „Ich habe gesehen, wie erschöpft diese Menschen am Donnerstag waren. Sie brauchten ein Bett und etwas zu essen — das war das Wichtigste.“

Und die Sicherheit? Den ersten Polizeieinsatz an der Lieselott-Diem-Sporthalle gab es bereits. Zwei Flüchtlinge waren aneinandergeraten, weil sich der eine von ihnen als Diabetiker eine Insulinspritze setzte und der andere vermutete, vor den Augen seiner Kinder würde sich jemand Rauschgift spritzen. „Die Polizei kam direkt mit vielen Streifenwagen, weil es hieß, dort gebe es eine Schlägerei. Das sah viel spektakulärer, aus als es war“, sagt Zimmermann. Sechs Wachleute einer privaten Sicherheitsdienstes täten rund um die Uhr Dienst in und vor der Halle. Die Hausordnung werde strikt eingehalten — mit einer Nachtruhe von 22 bis 6 Uhr.

Rund 380 Asylbewerber leben dauerhaft in Monheim. Die 150 neu Angekommenen unterscheiden sich von ihnen. Sie sollen maximal zwei Wochen bleiben, werden in Monheim erfasst, untersucht und sollen ihren Asylantrag stellen. Danach würden sie vom Land auf andere Städte verteilt und es kämen neue Flüchtlinge. „Wie können wir helfen?“, fragt eine Frau und bekommt Beifall. Mit Kleider- und Spielzeugspenden — lautet die Antwort. Zudem würden ehrenamtliche Dolmetscher gebraucht. Bereits heute soll nach Alternativen für all jene gesucht werden, deren Sport jetzt ausfällt — vor allem der Baumberger Turn- und Sportclub, BTSC, aber auch andere sind betroffen. „Da werden wir mit dem Sportamt Lösungen organisieren“, verspricht Zimmermann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort