Segeln Vize-Weltmeister lehrt Anfänger das Segeln

Monheim. · Lutz Möller bildet im Segelclub Monheim Neulinge aus. Als Jugendlicher wurde er in der 420er-Klasse Zweiter bei der WM.

 Lutz Möller dreht auf dem Monheimer Monbagsee eine gemütliche Runde im Segelboot.

Lutz Möller dreht auf dem Monheimer Monbagsee eine gemütliche Runde im Segelboot.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Mit theoretischen Tiraden hält sich Lutz Möller nicht gerne auf. „Wir ziehen jetzt das Segel hoch und fahren los“, sagt er. Wer den 60-Jährigen als Trainer des Segelclubs Monheim erleben will, muss schon Pinne und Schot selber in die Hand nehmen. Der Hinweis, die Schülerin habe vor mehr als 20 Jahren einen einwöchigen Segelkursus am Mittelmeer besucht, reicht ihm, um als Kapitän zugelassen zu werden. „So etwas verlernt man nicht, das ist wie beim Radfahren“, sagt er zuversichtlich.

Als Schulschiff hat er eine Monarch-Einhand-Jolle ausgewählt, die dank eines schweren Kiels sehr stabil und nahezu kentersicher ist. Möller weist dennoch auf eine Gefahr hin: „Im Zweifel Kopf runter, wenn der Baum kommt.“ Und um nicht über Bord zu gehen, soll die Schülerin den rechten Fuß unter einen Ausreitgurt am Schiffsboden schieben. Die Pinne wird in der rechten Hand geführt, wobei der angewinkelte Arm eng am Körper gehalten wird, die linke nimmt die Leine für das Segel. „Setzen Sie sich ruhig richtig auf den Rand“, sagt Möller zu seiner Schülerin, die aus Furcht vor dem Segel und dem massiven Baum als untere Segelbegrenzung in Augenhöhe fluchtbereit auf der vordersten Kante hockt. Dort hinten, sagt er, wo sich ein grauer Streifen sich kräuselnden Wassers auf dem Monbagsee abzeichnet, baut sich gerade eine Windböe auf. Kurz darauf wölbt sich das Segel aus Dacron-Tuch, das Boot nimmt Fahrt auf und hebt dann auf der segelabgewandten Seite leicht ab. „Hinauslehnen und das Boot waagerecht halten, dann ist die Windangriffsfläche im Segel besser“, erklärt Möller.

Diese Balance zwischen Wind, Boot und Wasser, zwischen Ruhe der Natur und sportlichem Einsatz. Aber auch die sich seit 3000 Jahren ständig weiterentwickelnde Kulturtechnik des Segelns und die Segler-Kniffe, um mit einer Hand (die andere Hand ist für die Sicherheit) zehn Quadratmeter Segel und 200 Kilogramm Boot zu führen, ist das, was Möller selber so sehr an diesem Sport fasziniert. Der gebürtige Kieler segelt seit mehr als 50 Jahren. „Und ich übe es noch immer“, sagt er. Als Jugendlicher war er Vize-Weltmeister im 420er, eine Zweimannjolle mit Trapez und Vorsegel. Vor gut 20 Jahren wurde er Mitglied im Segelclub Monheim, nachdem er bei Mannesmann in Benrath angeheuert hatte. „Ich bin hier als Papa angetreten, der seinen Kindern das Segeln beibringen wollte“, erzählt er. Dann habe er schnell eine Gruppe von zwölf Kindern um sich geschart. Immer freitagabends gibt der Inhaber eines Trainerscheins C Leistungssport den Kindern des Clubs Unterricht. „Dann fahren sie mit ihren Optis aufs Wasser, und ich gebe vom Elektroboot aus Tipps“, erklärt er. Die Kinder lernten zuerst das Steuern und Geradeausfahren, weil das anders sei als beim Radfahren. Und sie lernen, wie das Segelprofil zum Wind stehen muss, damit man ihn für den Vortrieb nutzen kann.

Zur Ausbildung zählen auch Wetterkunde und Segeltrimm

Die Lektionen heißen Bootsbeherrschung: Wie segle ich gegen und vor dem Wind oder quer zum Wind? Der Segeltrimm: Wie stelle ich das Segel bei viel oder wenig Wind ein? Zur Wetterkunde gehört das Wissen, woher der Wind kommt und wie er entsteht. Im Winter üben die Kinder Knoten oder lernen die Regeln guter Seemannschaft, wie man sich auf dem Wasser korrekt verhält. „Man passt aufeinander auf, damit dass das Schiff und seine Insassen wieder sicher an Land kommen.“

420 000 Quadratmeter segelbare Fläche bietet der Monbagsee. Die Tonnen markieren Wendepunkte für kleine Wettfahrten. „Einen Fuß nach vorne stellen, dann guckt man bei der Wende automatisch nach vorne. Pinne wegdrücken. Beim Seitenwechsel Kopf einziehen, Pinne hinterm Rücken führen“, erklärt Möller den Ablauf. Der Schülerin unterlaufen alle erdenklichen Fehler: Sie guckt nach hinten, steigt über die Pinne, lässt die Schot los. Als sie die Pinne sich selbst überlässt, findet er das „mutig“. Möller korrigiert freundlich, setzt insgesamt auf positive Verstärkung. „Perfekt“ sagt er häufig. Und stellt fest: „Jetzt segeln Sie.“ Was ihn als Lehrer besonders freut, ist, dass seine Kinder heute noch segeln. Die Jugend für diesen Sport zu begeistern ist seine Berufung.

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