Monheim: Grundschule – und was dann?

In Monheim gibt es nach der Humboldt-Schule für Kinder mit Lerndefizit nur den Weg zur Förderschule. Dabei haben sie oft das Zeug für andere Abschlüsse.

Monheim. Jeder Mensch ist anders. Klar. Entsprechend sind auch Begabungen unterschiedlich ausgeprägt. In unserer Leistungsgesellschaft hat allerdings erst einmal der schlechte Karten, der Lerndefizite hat.

Es gibt verschiedene Krankheitsbilder. Sie alle haben gemeinsam, dass solche Kinder durch langsameres Begreifen im Unterricht auffallen. Trotzdem werden sie nicht immer automatisch auf die Comenius-Förderschule kommen. Denn es gibt auch noch die Alexander-von-Humboldt-Grundschule in Baumberg mit integrativem Unterricht.

Lernschwache Kinder sind dort in ganz "normalen" Klassen. Doch nach vier Jahren müssen sie und die Eltern verbittert feststellen: In Monheim ist dann definitiv Endstation.

Tatsächlich gibt es in unserer Stadt für diese Kinder, auch bei gar nicht so schlechten Noten, keine Alternative zur Comenius-Schule. Alle anderen weiterführenden Schulen sind nicht bereit, Kinder mit Lerndefiziten aufzunehmen. Das liegt aber nicht daran, dass die Verantwortlichen schlechte Menschen sind. Schuld ist das System. Denn solche Schüler brauchen mehr Förderung. Und Versprechen vom Land werden offensichtlich nicht gehalten.

Kinder mit körperlichen Einschränkungen werden beispielsweise von Real- oder Gesamtschule trotzdem aufgenommen, wenn es machbar ist - etwa rollstuhlgerecht. Aber Lerndefizite müssen parallel viel intensiver betreut werden von Sonderschullehrern. "Und die sind nicht da. Ich kann solche Kinder nicht aufnehmen, ohne dass die entsprechende Förderung da ist. Das wäre unverantwortlich", betont Michael Schlemminger-Fichtler, Rektor der Peter-Ustinov-Gesamtschule. Für ihn ist auch wichtig, dass der integrative Unterricht nicht nur auf seine Schulform bezogen wird. "Das ist ein Thema für alle weiterführenen Schulen in Monheim."

Bruno Benzrath, Leiter der Humboldt-Schule, die pro Jahrgang etwa fünf integrative Plätze anbietet, wovon die meisten den Hintergrund des Lerndefizits haben, nennt ein Beispiel für die Dramatik: "Neulich hat eine Jugendliche mit diesem Handicap an einer Bonner Realschule ihren Abschluss gemacht. Jetzt hat sie eine echte Chance für einen ganz normalen Berufsweg. In Monheim hätte sie auf die Förderschule gehen müssen."

Ohnehin ist für den Rektor Deutschland mit Blick auf integrativen Unterricht arg zurück. "In anderen europäischen Ländern wie Italien gibt es gar keine Förderschulen mehr. Das läuft alles integriert." Benzrath hofft, dass Monheims Politik das Thema doch noch mal aufgreift. Und das könnte schon bald der Fall sein. Denn am Mittwoch tagt der zuständige Ausschuss. Und Wally Hengsberger (SPD), eine alte Verfechterin des integrativen Unterrichts, will noch einmal die Werbetrommel rühren.

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