Monheim Sichere Überfahrt mit Monheimer Urgestein

Monheim. · Das Piwipper Böötchen schippert seit 2012 zwischen Dormagen und Monheim.

 Kapitän Wolfgang Hoffmann hat vom Ruder aus alles im Blick. Er befördert täglich Passagiere von Monheim nach Dormagen und zurück.

Kapitän Wolfgang Hoffmann hat vom Ruder aus alles im Blick. Er befördert täglich Passagiere von Monheim nach Dormagen und zurück.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Die Schlange am Monheimer Schiffsanleger wächst. Doch noch darf niemand aufs Boot. Der Kapitän ist noch nicht da. „Der kommt gleicht“, beruhigt Heiner Müller-Krumbhaar die Gruppe, die zu einem gemeinsamen Ausflug nach Dormagen aufbrechen möchte. „Es ist eher selten, dass ich früher da bin als der Kapitän“, sagt der Vorsitzende des Vereins Piwipper Böötchen. Und da kommt er auch schon. Wolfgang Hoffmann (66), schwarze Hose, weißes Hemd, Seemannsmütze. Er ist ein Monheimer Urgestein, für das der Aalschokker, der neben dem Anleger vor Monheim ankert, die zweite Heimat geworden ist. So hat er es meist nicht weit bis zum Bötchen, das an dem neuen, stattlichen Anleger festliegt, direkt neben dem Rettungsboot der Feuerwehr.

Maximal 25 Gäste passen auf das Boot des Monheimer Vereins

Hoffmann prüft Motor- und Getriebeöl sowie den Dieselstand, schaut auf dem Boot nach dem Rechten und begibt sich in die Ruderhaus. Die Gäste dürfen aufs Boot, 25 maximal. Hoffmann dreht den Zündschlüssel, drückt nacheinander ein paar Knöpfe und dreht dann am großen Rad. Der Motor läuft, muss ein bisschen vorwärmen. Alles okay. Auch Öldruck und Temperatur stimmen. Das Bötchen kann ablegen. Rückwärts raus will der Kapitän das Schiff bugsieren. Der Ruderpropeller hilft ihm dabei. Ein Bugstrahlruder hilft seitliche Strömungen auszugleichen und so Abstand zum Steg und zum Feuerwehrboot zu halten.

Seit 1970 hat Wolfgang Hoffmann das Rheinpatent. Er hat beim Wasserschifffahrtsamt gearbeitet und darf das 14 Meter lange Boot fahren, das der Verein vor sieben Jahren wieder als Verbindung zwischen Dormagen und Monheim zum Leben erweckt hat. Seither pendelt es von April bis Oktober an Wochenenden und Feiertagen zwischen den Ufern, transportiert Spaziergänger, Radfahrer und Gruppen.

Hoffmann ist von Anfang an dabei. Denn nicht jeder darf das Boot steuern, das zwischen der Berufsschifffahrt seinen Weg auf die jeweils andere Seite suchen muss. Der Kapitän des Piwipper Böötchens hat sein Gefährt stets im Blick, weil er regelmäßig auch nach seinem Aalschokker schaut. Er ist für die Wartung zuständig, putzt das Boot oder befreit es nach Regen vom Wasser. Im Frühjahr und im Herbst werden dann die anstehenden Reparaturen erledigt. Auch ein neuer Anstrich ist manchmal fällig. Gerade kurbelt sich der Kapitän aus dem schmalen Becken zwischen Anleger und Ufer, dreht den Bug in den Rhein. Ein Tankschiff kommt. Das Bötchen muss warten und nimmt anschließend Fahrt auf. Hoffmann steuert den Anleger auf der gegenüberliegenden Seite an, dreht bei, legt an und macht fest – die linke Hand am Steuer, rechts hält er das Seil bereit, das um den Festmacher geschlungen wird. Damit die Gäste auch bequem von Bord gehen können, schiebt er den mobilen Steg raus. Erst mal Pause, sagt er und zieht an seiner Zigarre. Ein Bilderbuchkapitän, der eher wortkarg, aber entspannt den Fährdienst absolviert – manchmal in Gesellschaft freiwilliger Fährbegleiter, manchmal allein.

Das Piwipper Böötchen wird in Monheim auch gern für Sonderfahrten genutzt – beispielsweise für Hochzeiten. „Davon gab es schon elf in diesem Jahr“, sagt Heiner Müller-Krumbhaar, der sich freut, dass das Angebot des Vereins so gut angenommen wird.

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