Mit der Pleite kam der Erfolg

15 Jahre arbeitete Helga Schmidt für Schlecker. Nach der Insolvenz eröffnete sie in Langfort ihr eigenes Geschäft — und schloss damit eine Lücke.

Langenfeld. Der Schock war groß, als nach 15 Jahren an einem Donnerstag die Kündigung kam. Schon am nächsten Tag brauchte die ehemalige Schlecker-Mitarbeiterin Helga Schmidt nicht mehr zur Arbeit zu kommen. Als der riesige Drogerie-Konzern Schlecker Pleite ging, standen rund 23 000 Mitarbeiter vor dem Nichts. Einige haben ihr Schicksal in die eigenen Hände genommen und den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt.

Auch Langenfeld hat eine mutige Frau, die den Untergang des Unternehmens nicht als Ende, sondern als Neuanfang begriff. Am 5. Januar eröffnete Helga Schmidt ihr eigenes Drogerie-Geschäft im Einkaufszentrum Langfort, das von Beginn an gut läuft und in dem Stadtteil eine klaffende Lücke schließt.

Alltägliche Artikel des Lebens mal eben um die Ecke einkaufen — das war für die Bewohner Langforts mit der Schlecker-Pleite zunächst gestrichen. Ein Missstand, den sich Helga Schmidt zu Nutzen machte. Die ehemalige Leiterin der Filiale Richrath wollte keine Umschulung, sondern ihre lang erworbenen Fähigkeiten als Einzelhandelskauffrau weiter nutzen.

„Nach der Kündigung ging in den ersten drei Monaten gar nichts. Es war Horror. Dann habe ich mir einen Existenzgründer zur Seite genommen und besprochen, wie und was zu machen ist. Schließlich bin ich alles mit dem Arbeitsamt durchgegangen. Dann ging es los“, berichtet die 49-Jährige.

Als Langenfelderin wusste sie, dass durch die Schließung des Schlecker-Marktes in Langfort großer Bedarf an einem neuen Drogerie-Geschäft bestand und sorgte dafür, dass die Anwohner ihre Alltagsartikel wieder fast vor der Haustür kaufen können.

Besonders glücklich ist Helga Schmidt darüber, dass sie mit ihrem Sortiment auch in Sachen Kurzwaren Erleichterung bieten kann, denn: „Ob Zwirn, Garn, Nadeln oder Reißverschlüsse, das hatte auch Schlecker nicht im Angebot. Die Resonanz auf meine Geschäftseröffnung ist bis heute fantastisch, aber vor allem auf die Kurzwaren werde ich häufig angesprochen. Das fehlte den Leute auch als es hier Schlecker noch gab“, sagt sie.

Aber nicht nur die Wünsche der Langforter sind mit der neuen Drogerie in Erfüllung gegangen, auch Helga Schmidt selbst ist wieder voller Begeisterung: „Der Schock durch die Kündigung saß zwar sehr tief, aber für mich war es gut so. Den Traum der Selbstständigkeit hatte ich schon immer und durch die Schlecker-Pleite habe ich ihn mir letztendlich erfüllen können. Manchmal braucht man im Leben eben einen Tritt.“

Auch die Vorsitzende der Werbegemeinschaft „Wir in Langfort“, Claudia Milde, freut sich über die Entwicklung: „Durch das engagierte Tun von Frau Schmidt sind wir wieder bunt gemischt. Sie hat die entstandene Lücke im bestehenden Einzelhandelsangebot geschlossen.“

Helga Schmidts Pläne gehen noch weiter: „Meine Tochter ist ebenfalls Einzelhandelskauffrau und hat eine kurze Zeit bei Schlecker gearbeitet. So verfügt auch sie über den sogenannten ,Schein für freiverkäufliche Arzneimittel’ und kann künftig — wenn alles weiterhin so gut läuft — bald ins Geschäft mit einsteigen.“

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