Mehr Kinder brauchen Hilfe

Die Kosten für die Stadt haben sich 2011 um 802 000 Euro erhöht. Hauptgründe: Die Früherkennung wird immer besser, und 19 Problemfälle zogen nach Monheim.

Monheim. Ein Mehrbedarf von 802 000 Euro im sogenannten Bereich „Hilfen und Erziehung“ — das musste kürzlich Jugendamtsleiterin Annette Berg verkünden. Gemeint sind außerplanmäßige Kosten im Bereich Kinder und Jugendliche. Denn sowohl die Zahl der Heimeinweisungen als auch die der ambulanten Betreuungen ist nach oben geschnellt. Was auf den ersten Blick wie eine komplette Hiobsbotschaft wirkt, hat auch eine gute Seite: Die Früherkennung bei Problemen greift immer besser.

„Immer mehr Menschen haben Probleme. Das ist nicht wegzureden. Und das spiegelt sich in den Familienstrukturen wider“, sagt Annette Berg. Und die Auswirkungen werden immer früher erkannt. Ein Grundstein dafür ist „Mo.Ki unter drei“. Das Modellprojekt für Eltern mit Kindern unter drei Jahren wurde 2008 mit der Awo Niederrhein als Partner eingeführt. Unter anderem ist eine Familienhebamme aktiv. Außerdem gibt es im Café am Eierplatz regelmäßige Aktionen, die gut angenommen werden.

Durch den immer besseren Kontakt zu den jungen Familien wird häufig auch ein Vertrauensverhältnis aufgebaut. Hürden fallen weg und die Scham, nach Hilfe zu suchen, wird geringer — und die finanziellen Aufwendungen für die Stadt steigen.

Doch es gibt noch einen anderen Grund für die steigenden Kosten: Im vergangenen Jahr sind mehrere Familien nach Monheim gezogen, die sogenannte Unterbringungsfälle mitbrachten. „19 weitere Kinder mussten überraschend in eine Heimbetreuung vermittelt werden“, sagt Berg. Jeder Fall koste die Stadt zwischen 3000 und 4000 Euro im Monat. Der unplanbare Mehraufwand durch die Zuzüge liegt bei 324 000 Euro.

Außerdem musste das Jugendamt im Laufe des vergangenen Jahres weitere 17 Kinder und Jugendliche in Heimpflege und sechs in Pflegefamilien beziehungsweise Erziehungsstellen vermitteln.

Die Gründe sind sehr unterschiedlich. Es kann einmal zum Schutze des Kindes sein, wenn Gewalt innerhalb der Familie droht. Es kann aber auch genauso eine seelische Behinderung des Kindes vorliegen, die behandelt werden muss. Der überplanmäßige Mehraufwand der ambulanten Hilfe liegt mit 280 000 Euro noch über dem der Heimunterbringungen (260 000 Euro). 230 Kinder und Jugendliche benötigten 2011 (Stand Ende November) Hilfe. Dazu zählen auch Vermittlungen in Pflegefamilien. Die Inobhutnahmen, also Fälle, in denen das Jugendamt aktiv wird, um Gefahr für das Kind zu verhindern, ist im Vergleich zu 2010 im vergangenen Jahr von 44 auf 70 gestiegen.

Die explodierenden Kosten von besagten 802 000 Euro konnte das Jugendamt zum Teil aber durch Einsparungen in anderen Bereichen eindämmen. Unter dem Strich blieb ein Loch von 430 000 Euro.

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