Langenfeld Langenfelder Humor überzeugt beim Karikaturenpreis

Langenfeld. · Interview Lars Murach hat den Deutschen Karikaturenpreis als bester Newcomer in Dresden gewonnen.

 Lars Murach mit dem „Geflügelten Bleistift“. Der in Langenfeld aufgewachsene Hobby-Zeichner arbeitet in Ratingen.

Lars Murach mit dem „Geflügelten Bleistift“. Der in Langenfeld aufgewachsene Hobby-Zeichner arbeitet in Ratingen.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Bei der Verleihung des 20. Deutschen Karikaturenpreises im ausverkauften Dresdner Schauspielhaus wurde Lars Murach als bester Newcomer mit einem „Geflügelten Bleistift“ ausgezeichnet und haben 1000 Euro Preisgeld erhalten. Der Deutsche Karikaturenpreis ist mit insgesamt 11 000 Euro dotiert und damit der bedeutendste Preis für Karikaturisten im deutschsprachigen Raum.

Einen Newcomer stellt man sich eigentlich etwas anders vor. Sie sind 45 Jahre alt, verheiratet und Familienvater.

Lars Murach: Ich gelte als Newcomer, weil ich als Cartoonist kaum bekannt bin. Cartoons sind ja auch nur eher mein Hobby. Die zeichne ich zur Entspannung nach der Arbeit, meistens auf dem Sofa. Hauptberuflich bin ich Werbekaufmann.

 Für diesen Cartoon wurde LAHS/ Lars Murach mit dem „Geflügelten Bleistift“ als bester Newcomer ausgezeichnet.

Für diesen Cartoon wurde LAHS/ Lars Murach mit dem „Geflügelten Bleistift“ als bester Newcomer ausgezeichnet.

Foto: LAHS

Als Cartoonist nennen Sie sich Lahs. Warum?

Murach: Lahs ist mein Pseudonym – da die meisten Menschen in meinem Namen das „R“ ohnehin nicht aussprechen, habe ich mir diesen Künstlernamen zugelegt, ohne phonetisch von meinem tatsächlichen Namen abweichen zu müssen. Damit ist mein Name merkfähiger und herrlich simpel.

Sie stammen aus Langenfeld, leben in Frankfurt und arbeiten in Ratingen. Wie kommt’s?

Murach: Ich bin in Hilden geboren, in Langenfeld aufgewachsen, habe dort das Konrad-Adenauer Gymnasium besucht und danach in Düsseldorf eine Ausbildung zum Werbekaufmann abgeschlossen. Ich arbeite in Ratingen bei einer Werbeagentur und habe 37 Jahre in Langenfeld gewohnt, wo auch meine Eltern noch leben. Wegen der Liebe und weil ich gerne in einer Großstadt leben wollte, bin ich zu meiner Frau nach Frankfurt gezogen. Seitdem mache ich Homeoffice und bin regelmäßig in Ratingen. Dann übernachte ich bei meinen Eltern in Langenfeld und sehe auch meinen alten Freundeskreis.

Wie passen die Karikaturen da rein? Verwalten Werbekaufleute nicht eher Werbeetats?

Murach: Nur weil man Kaufmann und Kundenberater ist, heißt das ja nicht automatisch, dass in der Jobbeschreibung „bitte möglichst unkreativ“ steht. Ich denke, dass es in vielen Berufszweigen Menschen mit überraschenden Talenten gibt, die man aufgrund des Jobs nicht vermutet hätte.

Ich hörte, von Ihnen stammt der Slogan „20 Prozent auf alles – außer Tiernahrung“.

Murach: Zumindest bin ich dafür mitverantwortlich – wobei die Idee eher im Team entstanden ist. Der Zusatz „Außer Tiernahrung“ hat so etwas wie Kultstatus erreicht, wenngleich die Gründe für diese Aussage ganz profan sind: Die Tiernahrungsprodukte eines Lieferanten durften tatsächlich von Praktiker nicht rabattiert werden. Am Ende sind die vielen 20-Prozent-Aktionen der Baumarktkette – trotz aller Warnungen und Alternativ-Konzepte – bedauerlicherweise zum Verhängnis geworden.

Zurück zu dem eigentlichen Thema – den Karikaturen.

Murach: Ich zeichne überwiegend Cartoons, also Ein-Bild-Witze, keine politischen Karikaturen. Schon mein Vater hat gezeichnet, also habe ich es vermutlich in den Genen. Ich habe in meiner Schulzeit am Gymnasium angefangen, Comichefte zu zeichnen, und sie für wenig Geld an meine Mitschüler verkauft. Damals habe ich die Ziege Oskar erfunden, der allerlei Missgeschicke passiert sind.

Wie sind Sie auf ihr Siegermotiv gekommen – ein Kreuzfahrtschiff, das schwarze Rauchwolken ausstößt und auf dessen Oberdeck eine unsichtbare Person sagt: „Für mich bitte ohne Strohhalm.“ Die Zeichnung ist untertitelt mit dem Kommentar: „Kreuzfahrttouristen werden immer umweltbewusster.“

Murach: Meine Ideen entstehen oft beim Brainstorming auf langen Autofahrten. Kreuzfahrtreisen und Containerschiffe stehen ja schon länger in der Kritik, weil die Schiffe überwiegend noch mit Schweröl fahren. Die Frage ist doch: Wie weit ist der Einzelne bereit, die eigene Wohlfühlzone zu verlassen, um etwas für den Klimaschutz zu tun. Das ist mir wichtig. Deswegen habe ich auch an der Ausschreibung des Deutschen Karikaturenpreis teilgenommen.

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