Langenfeld: Weik-Stiftungs-Projekt bekommt Anerkennung

Langenfeld gehört auch 2009 zu den „365 Orten im Land der Ideen“. Ein Projekt der Weik-Stiftung wird ausgezeichnet.

Langenfeld. Trotz Wirtschaftskrise und des zum dritten Mal in Folge gesenkten Gewerbesteuer-Hebesatzes kann Stadtkämmerer Detlev Müller auch für dieses Jahr mit weiter steigenden Einnahmen rechnen.

Langenfeld ist ein guter Platz für Geschäfte. Aber scheinbar auch der Boden, auf dem beispielhafte Ideen besonders gut wachsen. Zum zweiten Mal nach 2008 gehört Langenfeld zu den "365 Orten im Land der Ideen".

Im vorigen Jahr wurde das Projekt "Löwenstark zum Job" ausgezeichnet, mit dem der Lions Club Hauptschüler auf dem Weg ins Berufsleben unterstützt. Jetzt machte die Elisabeth- und Bernhard-Weik-Stiftung mit ihrer Idee "Der ganz normale Tag" das Rennen unter 2072 bei der Standortinitiative "Deutschland - Land der Ideen" eingereichten Vorschlägen. Schirmherr des Ideen-Wettbewerbs (siehe Kasten) ist Bundespräsident Horst Köhler.

"Der ganz normale Tag" ist ein Aktionstag, bei dem Grundschüler an verschiedenen Stationen zeitweilig in die Lage von Kindern mit einer Behinderung versetzt werden. Das nächste Mal wird dieser in Langenfeld am 22. Juni an der Paulus-Schule in Berghausen durchgeführt. Dabei wird Initiator Bernhard Weik auch die Auszeichnung übergeben.

Eine fast größere Anerkennung für sein soziales Engagement ist für den 71 Jahre alten Langenfelder das Schreiben, das ihn Ende März aus Berlin erreicht hat (siehe Foto). Welcher Bürger erhält schließlich schon Post vom Staatsoberhaupt?

"In dem Brief bedankt sich Horst Köhler, wie ich finde, auf sehr persönliche Weise für den Dreidel, den ich ihm nach der Einladung zum Jahresempfang der Standortinitiative geschickt habe", sagt Bernhard Weik.

Weil Köhlers Tochter blind sei, habe er einen der viereckigen Kreisel ausgewählt, dessen Felder mit Blindenschrift versehen sind. "Jetzt will Köhler diesen in der Familie und bei Mitarbeitern ausprobieren, um Abstimmungen zu beschleunigen. Das ist toll", freut sich Weik.

Der schon vor Jahrhunderten von Kindern beim jüdischen Lichterfest "Chamuklar" gedrehte Kanten-Kreisel hatte der Langenfelder Kindergartenleiter Harri Schlicht weiterentwickelt.

Bernhard Weik hatte sich vor neun Jahren entschlossen, sein Maschinenbau-Unternehmen an der Industriestraße zu verkaufen und einen Teil des Erlöses in die mit Ehefrau Elisabeth gegründete Stiftung einzubringen. "Heute verfügt diese über ein Kapital von zwei Millionen Euro", sagt Weik.

Hauptziel der Stiftung ist es, über den Sport dafür zu werben, dass eine Behinderung nur einen veränderten Blickwinkel darstellt. Der Stifter ist auch Erfinder des "Capp-Sport-Cups", der seit 2000 jeweils am ersten September-Sonntag Hunderte von Athleten mit und ohne Behinderung auf dem Rundkurs um den Freizeitpark zusammenführt.

Und ein Spitzensportler mit Handicap hat Bernhard Weik auch auf die Idee für den "normalen Tag" gebracht: der amputierte Sprinter und Weitspringer Heinrich Popow (25).

"Der mehrfache paralympische Medaillengewinner hat einmal gesagt, dass ihm der Verlust seines linken Unterschenkels weniger zu schaffen gemacht hat, als die Hänseleien in der Schulzeit. Der Satz ist haften geblieben", sagt Weik.

2006 konnten die Kinder der Brüder-Grimm-Schule als erste erfahren, wie es ist, auf Krücken einen Hindernislauf zu machen, im Rollstuhl zu fahren, oder als "blinder" Sozius auf einem Tandem-Rad zu sitzen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort