Langenfeld: Vernetzung der Kunstszene

Früher vagabundierte der Kunstverein durch die Lande. Seit zehn Jahren hat er ein festes Zuhause.

Langenfeld. Wer vom Platz vor dem Kulturzentrum durch die Passage geht, sich auf herbstlich regennassen Pflastersteinen immer rechts um das Gebäude herum hält, steuert geradewegs auf ein Schatzkästchen zu. Unter neugierigen Blicken aus Räumen der Volkshochschule nähert sich der Besucher der verglasten Fassade des Kunstraums. An der Tür ein Schild mit verwirbelter Schrift, als wäre ein Wassertropfen in eine Schale gefallen: Kunstverein Langenfeld.

Seit zehn Jahren ist der Kunstverein in seinem ersten Zuhause: "Vorher sind wir vagabundiert", erinnert sich Beate Domdey-Fehlau, die Geschäftsführerin. Ausstellungen gab es da in Haus Arndt, im Gewandhaus Leipzig, in Mailand und in Langenfelds französischer Partnerstadt Senlis.

Den Auftakt im neuen Kulturzentrum gab der international ausgestellte Maler und Bildhauer Otto Herbert Hayek. "Wir waren skeptisch, ob er zusagen würde", erzählt die Kunstkritikerin. Schließlich habe der Künstler erklärt, wenn man seine Werke in Langenfeld sehen wolle, dann werde er sie zeigen.

Es war der Beginn der Reihe "Kunst nach ’45". Die "Informellen" waren vertreten, ebenso Künstler der "Zero-Gruppe". Dazu kommen mittlerweile junge Künstler und die Ausstellungen der Mitglieder. 7000 Euro stellt die Stadt alljährlich zur Verfügung: "Genug für zwei Ausstellungen", so Domdey-Fehlau. Für alles andere braucht der Verein Förderer.

Die aktuelle Schau "Leichte Hand am Spiel" zeigt tischgroße Zeichnungen und kleine Objekte des Fotografen Gerhard Vormwald. Schublädchen voller Holzkohle und Kichererbsen, Stempel aus Filz.

Während der Ausstellung bietet der Verein Kurse an. "Beim Zeichnen geht es nicht darum, zu kopieren", erläutert Domdey-Fehlau. Die Teilnehmer sollen vielmehr eigenes versuchen, Techniken vergleichen: "Da ist die Frage: Wie kriegt der Künstler nur dieses verdammte Licht in seine Zeichnungen." Kunst der Gegenwart in Schulen zu vermitteln, ist der als Lehrerin an der Felix-Metzmacher-Schule tätigen Kunst-Frau ein besonderes Anliegen: "Es wird zu wenig in diesem Bereich getan."

Der Kontakt zu Gerhard Vormwald kam über David Grabiniok zustande, berichtet die Ausstellungsmacherin. Vernetzung in der Kunstszene sei für sie außerordentlich wichtig. Der 31-jährige Fotograf Grabiniok ist Mitglied des Kunstvereins und studiert bei Vormwald.

Seit der Gründung hält der Verein die Anzahl der Künstlermitglieder gering. Aktuell zwölf Künstler werden von den 120 Mitgliedern gefördert - es soll intensiv sein. Ein reger Austausch unter den Künstlern sei das Ziel, so die Geschäftsführerin: "Aber niemand wird inhaltlich auf Linie gebracht."

Die nächste Ausstellung eines Künstlermitglieds wird schon vorbereitet: Ab dem 21. November zeigt die Hildenerin Razeea Lindner ihre Objekte und Installationen unter dem Titel "Cage". "Es geht nicht nur um einen Käfig", erklärt Beate Domdey-Fehlau: "Sie beschäftigt sich mit dem Eingeengtsein." Objekte und Installationen, mit Elementen aus Schrift und Sprache sind versprochen.

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