Langenfeld Wenn die Unordnung dem Wald und den Tieren nützlich ist

Langenfeld · Der Wald ist Wasser- und Sauerstoffspeicher, Lärmschutz und Schutz gegen Erosion. Beim  Aktionstag am Sonntag ließen sich viele Besucher über die Natur rund um das Umweltbildungszentrum in der Wasserburg Haus Graven aufklären. Bei Kindern war der Barfußpfad besonders beliebt.

 Die sechsjährige Hanna traut sich auf den Barfußpfad. Die pädagogische Leiterin des Umweltbildungszentrums, Lisa Schwarz,  hilft.

Die sechsjährige Hanna traut sich auf den Barfußpfad. Die pädagogische Leiterin des Umweltbildungszentrums, Lisa Schwarz,  hilft.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Der Wald ist kein Wohnzimmer. Er muss nicht aufgeräumt sein. Das sagt Michael Hungenberg vom Nabu (Naturschutzbund) Langenfeld beim Waldaktionstag, der gestern im Innenhof der Wasserburg Haus Graven stattfand. Das Wetter ist optimal. Zahlreiche Eltern mit Kindern nutzen die Gelegenheit, sich in die heimische Tier- und Pflanzenwelt einzuarbeiten, und zwar auf sehr anschauliche Art und Weise.

 „Sie glauben nicht, wie oft wir Anrufe von Bürgern kriegen, der Wald müsse mal in Ordnung gebracht werden“, sagt Hungenberg. Umgestürzte Bäume und vermodertes Astwerk – manch einer würde das am liebsten sofort entfernen lassen. Doch gerade diese Unordnung ist Lebensraum für 6000 Tiere und Pflanzen in unserer Region, die unverzichtbar für das biologische Gleichgewicht sind. Der Wald ist Wasser- und Sauerstoffspeicher, Lärmschutz und Schutz gegen Erosion. Er liefert Holz und vieles mehr und ist mit seinen Moosen, Pilzen und Flechten unersetzbar – besonders wenn er möglichst naturbelassen bleibt, klärt Hungenberg die Besucher auf.

Piniennadeln und Wald-Erde
sind etwas für Kenner

Der Nabu nutzt die Möglichkeit am Sonntag, all das den Besuchern nahezubringen. Wer will, kann sich einen kleinen Baumsetzling einer Kastanie, Buche oder eines Mini-Ahorns für den Garten mitnehmen. „Ja, das Interesse an der Natur ist seit Corona wirklich gestiegen“, sagt David Kenzler vom Hegering Langenfeld. Die Pandemie, die viele Menschen aus der Stadt hinaus ins Grüne trieb, hat die Wichtigkeit von Wald und Feld für Alte und Junge spürbar gemacht. Darüber freuen sich die Natur- und Tierschützer.

Der Frischling mit seinen Knopfaugen, der dunkle, finster dreinblickende Kormoran mit seinem Hakenschnabel, die elegante Nil-Gans mit ihrem schönen Perlmuster-Gefieder, das putzige Kaninchenjunge und der samtig-schwarze, winzige Maulwurf – sie erregen vor allem das Interesse der jungen Besucher. Zu bewundern sind sie in der rollenden Waldschule des Hegerings. Die sei in letzter Zeit ganz in Vergessenheit geraten, sagt Kenzler. „Das wollen wir jetzt wieder ändern.“ Der Blick in den Container mit den tip-top hergerichteten ausgestopften Wildtieren gefällt den Besuchern. Regelmäßig würden die toten Bewohner der Waldschule vom Präparator behandelt, damit sie keinen Milbenbefall bekämen, erklärt der Experte. Von den Tieren des Waldes sind darüber hinaus diverse Felle zum Streicheln da – flauschig weich, das der Kaninchen, borstig, das der Wildschweine. Eine tolle Erfahrung für viele kleine Hände.

Ein bisschen lebendiger sind die exotischen Insekten in den Terrarien des Umweltbildungszentrums in der Wasserburg. Wandelnde Blätter und Stabheuschrecken können nur Besucher mit sehr guten Augen und viel Konzentration entdecken. Zum Programm des Bildungszentrums gehören noch der Blick durch Mikroskope und der Versuch, den Inhalt von Dosen zu erschnuppern. Wirklich leicht fällt den meisten nur der Geruch des getrockneten Lavendels. Piniennadeln und Wald-Erde sind schon etwas für absolute Kenner.

Ganz großes Vergnügen haben Charlotte (2) und Hanna (6) auf dem Barfußpfad. Hanna lässt sich nicht zweimal bitten und stapft als Erste barfuß über Heu, Laub, Weidenzweige, Waldboden, Sand, Kies und durch ein Wasserbecken. Besonders die Kleinsten zögern nicht, es ihr nachzumachen und Schuhe und Strümpfe auszuziehen, um die Natur unter den Fußsohlen wahrzunehmen. „Wir wollten zeigen, wie entspannend das sein kann“, sagt Lisa Schwarz, pädagogische Leiterin des Umweltzentrums. Bei der Wald-Rallye lässt man die Wanderschuhe besser an. Der Andrang ist groß. Schließlich gibt es nicht nur die Liebhaber von aufgeräumten Wäldern, sondern auch die, die sich wirklich gut auskennen und das gerne unter Beweis stellen.

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