Langenfeld: Silvesterfeuerwerk ist für Tiere der blanke Horror

Gestresste Hunde und Katzen können ihren Haltern in der Silvesternacht verloren gehen.

Langenfeld. "Ich verrammle mein Haus und ärgere mich über die Dummheit meiner Artgenossen", sagt Christa Becker, Vorsitzende der Langenfelder Aktionsgemeinschaft für Tiere (AGT), auf die Frage, wie sie und ihre Schützlinge das Silvester-Feuerwerk überstehen. Die 61-jährige Tierschützerin hält zu Hause Katzen. "Tiere leiden wie Hund unter der Knallerei", meint sie. Die Pflegehunde, die von der AGT betreut werden, dürfen heute ab mittags nicht mehr hinaus. "Zu Beginn des Jahres gehen die meisten Tiere verloren", weiß Becker.

Die Kaninchen der AGT haben es etwas besser. Obwohl Fluchttiere und von Natur aus schreckhaft, finden sie Schutz in der Gruppe. "Sie können sich gegenseitig beruhigen", erklärt die ehrenamtliche Helferin Martina Bruckert (50). "Außerdem sind wir etwas außerhalb der Stadt." Von den 258 Kaninchen, die die Tierschützer aus einer Massenhaltung befreit hatten, mussten nur zwölf eingeschläfert werden. Fast alle Tiere waren erkrankt. Inzwischen leben noch 45 bei der AGT an der Ringelshecke. Der Großteil konnte an Private oder Tierheime vermittelt werden.

Sind Kaninchen, Katze und Co. noch zu beruhigen, indem man sie auf den Schoß nimmt und streichelt, wird es bei größeren Vierbeinern schon schwieriger. Bei der Landesreit- und Fahrschule auf Gut Langfort leben rund 100 Pferde. "Vor wenigen Jahren haben Jugendliche einmal versucht, Silvester-Knaller in die Ställe zu werfen", sagt Ute Schulze (38), gelernte Pferdewirtschaftsmeisterin und auf dem Reiterhof für Fütterung und Versorgung der Tiere zuständig. "Seitdem bleiben die Ställe immer ab mittags bis zum Neujahrstag verschlossen."

Normalerweise können die Pferde die Boxen verlassen und nach draußen gelangen. So genannte Paddock-Boxen haben ein Gatter, das einen Bereich von wenigen Quadratmetern abzäunt. Um Mitternacht kontrollieren zwei bis drei Helfer die Ställe. "Es ist sehr unterschiedlich, wie die Tiere reagieren", meint Schulze. "Manche sind nervös und wühlen in ihrer Box. Manche reagieren gar nicht auf die Knallerei." Dass ein Tier total durchdreht, hat sie aber noch nicht erlebt.

Zu Hause hält Schulze Katzen. "An Silvester sollte man Haustieren nichts Außergewöhnliches wie etwa einen Umzug zumuten", rät sie. Da komme zu dem lärmbedingten Stress noch der durch die neue Umgebung hinzu.

Dass mehr Hunde ausgerechnet in der Silvesternacht verloren gehen, bestätigt Michaela Naumann (43), Pflegerin im auch für Langenfeld zuständigen Tierheim Hilden. Sie rät, Hunde nur an der Leine auszuführen. Kleintieren wie Meerschweinchen und Hasen könne man mit einem Handtuch über dem Käfig Stress ersparen. Katzen lieben Kuschelhöhlen aus Decken. Außerdem seien Bachblüten-Tropfen aus der Apotheke hilfreich. Wenige Tropfen ins Fell geträufelt hätten eine beruhigende Wirkung. "Die Tiere in der freien Natur überleben den Lärm ja auch", fügt Naumann noch pragmatisch hinzu. "Meist sind sie schon kurze Zeit nach dem ersten Schreck neugierig und kommen gucken."

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